Ein Blick auf Ursache und Folgen
Der Burnout war lange ein Begriff, der eher in der Managementliteratur oder in Kliniken für gestresste Führungskräfte auftauchte. Doch zunehmend betrifft dieses Phänomen auch junge Erwachsene gerade Studierende, Berufseinsteiger und Azubis klagen über Erschöpfung, Antriebslosigkeit und ein Gefühl innerer Leere. Die Frage drängt sich auf, Wie kann es sein, dass Menschen, die gerade erst ins Berufsleben starten, bereits an psychische Grenzen stoßen?
Die Zahlreiche Studien bestätigen diesen Trend. Eine der Studien fand heraus, dass fast 28 % der befragten Studierenden in Deutschland regelmäßig Symptome von Burnout aufweisen (Olson et al., 2025, S. 4). Auch eine weitere Studie stellt fest, dass insbesondere in der Pandemiezeit Einsamkeit, Druck und Selbstüberforderung zugenommen haben (Lipps & Gropalis, 2024, S. 180). Der Burnout ist damit längst kein Randphänomen mehr. Sondern ein zentrales Thema der psychischen Gesundheit in einer leistungsgetriebenen Gesellschaft.
Die gesellschaftlichen Ursachen sind vielfältig, die ständige digitale Erreichbarkeit, hohe Anforderungen im Studium und im Job, das Streben nach Selbstoptimierung und nicht zuletzt der Vergleich in sozialen Netzwerken. Besonders alarmierend ist viele junge Menschen zeigen eine geringe Stressresistenz und gleichzeitig ein fehlendes Repertoire an gesunden Coping-Strategien (Bauer et al., 2020, S. 176). All dies führt zu einer Dauerbelastung, die den Nährboden für psychisches Ausbrennen schafft.
Theorie:
Zu der theoretischen Einordnung des Burnout Phänomens bei jungen Erwachsenen lassen sich mehrere psychologische Modelle heranziehen. Eine zentrale Referenz bildet das Burnout Modell von Maslach und Jackson, dieses beschreibt Burnout als einen Zustand, der durch drei Kernsymptome geprägt ist (Korczak et al., 2010, S. 20).
- Emotionale Erschöpfung: Das Gefühl, emotional ausgelaugt zu sein.
- Depersonalisierung: Gleichgültigkeit oder Distanz gegenüber der eigenen Arbeit.
- Reduzierte Leistungsfähigkeit: Das Gefühl, ineffektiv oder überfordert zu sein.
Diese Dimensionen lassen sich auch bei jungen Erwachsenen beobachten, oft in subtileren Formen, da sich Burnout bei dieser Zielgruppe weniger durch klassische „Arbeitsüberlastung“, sondern eher durch innere Überforderung oder Leistungsdruck und fehlende Regenerationsphasen ausdrückt.
Das transaktionale Stressmodell von Lazarus und Folkman (1984) ergänzt diesen Ansatz um die Betrachtung individueller Ressourcen. Hier steht die subjektive Einschätzung der Situation im Mittelpunkt. Wenn ein Mensch glaubt, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, entsteht Stress und langfristig Burnout, wenn keine adäquate Bewältigung erfolgt.Ein drittes Modell mit hoher Relevanz ist die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (2000). Diese postuliert drei grundlegende psychologische Bedürfnisse, die Autonomie, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit. Werden diese nicht erfüllt, sinken Motivation und psychisches Wohlbefinden. Die Bedingungen, die gerade in anonymen Studienstrukturen und unter digitaler Dauerpräsenz häufig gegeben sind.
Methoden und Lösungsansätze – Forschungsperspektive: Wie wird Burnout bei jungen Menschen gemessen?
Zur wissenschaftlichen Erfassung von Burnout-Symptomen kommen vor allem standardisierte Instrumente wie das Maslach Burnout Inventory (MBI) oder das Oldenburg Burnout Inventory (OLBI) zum Einsatz. In der Studie wurden latente Burnout Profile von Studierenden analysiert, wobei emotionale Erschöpfung als stärkster Prädiktor für psychische Beeinträchtigungen identifiziert wurde (Olson et al., 2025, S. 5).Auch Bauer et al. (2020, S. 184) nutzten ein quantitatives Vorgehen mit strukturierten Fragebögen, um Stresswahrnehmung und Coping Strategien im Studium zu erfassen. Die Ergebnisse zeigen ein Großteil der Studierenden fühlt sich durch Prüfungsstress, hohe Erwartungshaltungen und Selbstzweifel überfordert. Insbesondere, wenn keine Strategien wie Achtsamkeit oder soziale Unterstützung zur Verfügung stehen.
Lösungsansätze aus der Forschung:
1. Psychoedukation und Stressmanagement
Die gezielte Vermittlung von Wissen über Stress, Burnout und psychische Gesundheit kann zur Früherkennung beitragen. Die Programme an Hochschulen oder im betrieblichen Kontext fördern Selbstbeobachtung und stärken die Bereitschaft, Hilfe zu suchen.
2. Bewegung als Präventionsfaktor
Laut dem Bundesgesundheitsblatt von Gerland und Baumann (2024, S.1289) wirkt körperliche Aktivität präventiv und therapeutisch gegen Burnout, besonders Ausdauertraining hat sich als effektiv bei der Reduktion von emotionaler Erschöpfung erwiesen.
3. Achtsamkeit und Selbstfürsorge
Die FOM-Studie von Lefrank und Graef (2021, S.67) zeigte, dass Achtsamkeit die Beziehung zwischen Stress und Depressivität signifikant mediatisiert. Die Regelmäßige Achtsamkeitspraxis kann somit auch Burnout-Symptome abmildern.
4. Strukturelle Veränderungen
Neben individuellen Strategien braucht es systemische Verbesserungen, die realistischen Anforderungen im Studium und im Beruf, transparente Kommunikation, mehr Möglichkeiten für Regeneration und soziale Unterstützung (Lefrank und Graef, 2021, S. 77).
Zusammenfassung:
Das Burnout bei jungen Erwachsenen ist ein reales und zunehmendes Phänomen, das auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden muss. Während in der öffentlichen Diskussion lange nur über Manager Burnout gesprochen wurde, zeigen neuere Studien, dass bereits Studierende und Berufseinsteiger massiv betroffen sind.
Die Ursachen sind komplexer als es zu scheinen mag. Eine Gesellschaft, die Leistung über alles stellt, ein Bildungssystem, das Selbstoptimierung verlangt, und eine digitale Umwelt, die ständige Verfügbarkeit zur Norm macht. Die Wissenschaftliche Modelle wie das von Maslach und Jackson oder das transaktionale Stressmodell helfen, die Entstehung von Burnout zu verstehen. Insbesondere in Kombination mit empirischen Daten, wie sie in Studien von Olson et al. (2025) oder Bauer et al. (2020) erhoben wurden.
Trotz alledem gibt es erfreulicherweise eine Vielzahl an Lösungsansätzen, die sowohl auf individueller als auch auf struktureller Ebene ansetzen. Die Bewegung, Achtsamkeit und soziale Unterstützung bieten praktikable und wissenschaftlich fundierte Möglichkeiten zur Prävention und Therapie. Dabei zu beachten ist ohne gesellschaftliche Veränderungen bleibt das Problem bestehen.
Ausblick:
Das Burnout ist kein Randphänomen mehr und auch keine Schwäche. Es ist eine psychische Reaktion auf chronische Überforderung. Gerade junge Menschen, die sich noch in der Findungsphase ihres Lebens befinden, sind davon betroffen. Das muss ernst genommen werden.
Die Forschung zeigt klar, wer frühzeitig handelt, kann Burnout nicht nur erkennen, sondern ihm auch effektiv vorbeugen. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus Selbstreflexion, Gesundheitskompetenz und unterstützenden Strukturen sei es im Studium, im Job oder im privaten Umfeld. Meiner Meinung nach finde ich es alarmierend, wie sehr das Thema Burnout mittlerweile auch junge Erwachsene betrifft. Ich selbst kenne Menschen Freunde, die mit Mitte 20 kaum noch Energie für den Alltag aufbringen. Was mich daran besonders beschäftigt, viele merken gar nicht, wie nah sie dem Burnout schon sind. Gerade in einer Gesellschaft, die sich viel um Leistung, Produktivität und funktionieren dreht, braucht es Räume, in denen Menschen offen über mentale Gesundheit sprechen können. Ich denke, wir brauchen dringend einen Kulturwandel weg vom „Immer mehr leisten“.
Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um Burnout in jungen Lebensphasen zu begegnen. Die Hochschulen, Unternehmen und politische Entscheidungsträger sind gefragt, neue Wege zu gehen. Das bedeutet konkret präventive Angebote fordern, Aufklärung über psychische Gesundheit, Flexible Arbeits- und Studienbedingungen die Erholung ermöglichen und eine offene Gesellschaft, in der psychische Belastung nicht stigmatisiert, sondern ernst genommen wird. Die gute Nachricht ist, es gibt Lösungen. Die Forschung liefert sie. Wir müssen sie nur konsequent umsetzen und nutzen. Ebenso endlich beginnen, psychische Gesundheit mit der gleichen Priorität zu behandeln wie körperliche.
Literaturverzeichnis:
Bauer, C., Schwarz, M., & Urban, D. (2020). Stress im Studium: Stressempfinden und Stressbewältigung junger Erwachsener. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 15(2), 169–205. https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/73668/ssoar-2020-bauer_et_al-Stress_im_Studium_Stressempfinden_und.pdf
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). Self-determination theory: Basic psychological needs in motivation, development, and wellness. Guilford Press.
Lefrank, W., & Gräf, M. (2021). Einfluss von Achtsamkeit auf Stress und Burnout (FOM-Arbeitspapier, 82). FOM Hochschule.
Gerland, L., & Baumann, F. T. (2024). Sport- und Bewegungstherapie bei Burn-out und Fatigue. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 67(1), 3–10. https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-024-03967-6
Hofmann, Y., E. (2024). Die psycho-soziale Situation von Studierenden in der (post-)pandemischen Zeit. Zeitschrift für Bildungsforschung, 14(3).
Korczak, D., Kister, C., & Huber, B. (2010). Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms (HTA, Bd. 105). Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). https://www.pedocs.de/volltexte/2024/32089/pdf/Hofmann_2024_Die_psycho-soziale_Situation.pdf
Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. Springer.
Lipps, B., & Gropalis, M. (2024). Psychisch gesund durchs Studium: Wie Hochschulen ihre Studierenden durch Beratung in Krisenzeiten begleiten können – ein Anwendungsbeispiel. In Y. E. Hofmann (Hrsg.), Die psycho-soziale Situation von Studierenden in der (post-)pandemischen Zeit: Stand der Forschung und Impulse aus der Praxis (S. 178–185). Universitäts Verlag Webler.
Olson, T., Klein, A., & Fischer, J. (2025). Stress, student burnout and study engagement: A cross-sectional comparison. BMC Psychology. https://bmcpsychology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40359-025-02602-6
Titelbild Name: ohne Titel. Veröffentlichungsdatum 18.06.2021 Künstler: Tara Winstead
Abgerufen am 19.08.2025. Verfügbar unter: https://www.pexels.com/de-de/foto/schreibtisch-laptop-notizbuch-buro-8386750/
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