By Published On: 26. Februar 2022Categories: Gesundheit, Psychologie

Seit ein paar Jahren kursiert das Thema „Achtsamkeit“ oder auch „Mindfulness“ immer häufiger durch die Medien. Wir sollen achtsamer in unserem Alltag umhergehen. Achtsamer mit Beziehungen, Gegenständen, Zeit oder auch Geld umgehen. Was steckt dahinter? Und hilft das wirklich oder ist das nur ein weiterer Trend?

Schneller, besser, weiter

Wir leben in einer Zeit, in der alles schnelllebiger wird. In einer Zeit, in der man viel mehr in kürzester Zeit leisten muss. In Zeiten der Digitalisierung, in der wir dauerhaft mit Informationen, Meinungen, Lärm, Angst, Erregung oder Krisen konfrontiert werden. Wir werden täglich mit so vielen Reizen überflutet, sodass unser Gehirn kaum noch Zeit hat Energie zu tanken und Pause zu machen. Und genau hier soll die Achtsamkeit ihre Wunder wirken (Horx, 2015, o.S.).

Unsere Arbeits- und Lebensbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, weshalb man Achtsamkeit definitiv zunächst als einen Trend beschreiben kann. Denn das bedeutet erstmal nichts anderes als eine Strömung oder eine Entwicklung. Und genau so eine Entwicklung kann dabei helfen psychische Erkrankungen präventiv vorzubeugen oder aber auch unterstützend zur Therapie anzuwenden (o. A., 2015, o.S.)

Aber was genau ist Achtsamkeit eigentlich?

Achtsamkeit – ein Überblick

Jon Kabat-Zinn, der damals die Kultur der Achtsamkeit in die westliche Gesellschaft brachte, beschreibt die Achtsamkeit als ein von Augenblick zu Augenblick gegenwärtiges, nicht urteilendes Gewahrsein, das dadurch entsteht, dass wir aufmerksam sind. Dabei wird auf sich selbst fokussiert und der Kern besteht darin, nichts zu denken, sich selbst zu spüren und nicht zu urteilen. Dadurch kann Stress reduziert werden und damit zusammenhängende Ängste, Schmerzen oder Krankheiten gelindert werden. Achtsamkeit kann innerhalb von Mediationen, Yoga oder anderen spirituellen Bräuchen praktiziert werden, aber auch relativ einfach im Alltag umgesetzt werden. So kann man zum Beispiel bewusst sein Handy weglegen und eine Atemübung zwischendurch machen. Oder ein Spaziergang, bei dem man bewusst darauf achtet, was man hört, spürt oder riecht und so seine Sinne aktiviert, die sonst allzu oft überfordert werden (o. A., 2015, o.S.). Zudem soll es mehr Lebensfreude bringen, mehr Energie, mehr Ruhe und Entspannung und zu einem gesteigerten Selbstvertrauen führen.

Es scheint demnach kaum ein Problem zu geben, welches Achtsamkeit nicht lösen könnte. Gerade das und die allgemeine Popularität scheint jedoch fast so übertrieben, dass man daran zweifeln könnte (Schindler, 2020, S.112).
Studien belegen auch, dass Meditierende bei Achtsamkeitsmediationen auch negative Effekte erleben. Eine Forschungsgruppe rekrutierte 96 Versuchspersonen, die eine achtwöchige achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie absolvierten. Überwiegend nahmen Frauen mittleren Alters teil, die nach Möglichkeiten suchten leichte bis mittelgradige Stress-, Angst- oder Depressionssymptome zu lindern. Die Therapie kombiniert dabei Elemente der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion nach Jon Kabat-Zinn mit denen einer kognitiven Verhaltenstherapie. Im Anschluss wurden die Probanden befragt und mehr als die Hälfte (58 Prozent) gaben an mindestens einen negativen Effekt erlebt zu haben. Albträume, Überempfindlichkeit, oder Erinnerungen an traumatische Ereignisse gaben sie hierbei an, erlebt zu haben. 37 Prozent berichteten von negativen Effekten, die sie in ihrem Alltag beeinträchtigen würden und & Prozent hatten Effekte, die länger als einen Monat anhielten.

Die Forscher schlussfolgerten, dass die negativen Effekte ähnlich häufig auftreten, wie bei anderen psychologischen Behandlungsverfahren und dass die Teilnehmer aber insgesamt über die Dauer doch eine Besserung ihrer Symptome erlebten, trotz kurzzeitiger negativer Effekte (Mocker, 2021, o.S.)

Einer Metaanalyse aus dem Jahr 2015 zufolge, welche insgesamt 29 Studien inkludiert, konnten überdies Effekte für gesunde Personennachweisen. Die Ergebnisse dieser Metastudie weisen auf moderate positive Auswirkungen auf Stress, Angst, Schmerz, Lebensqualität und Depressionen hin. Es wird jedoch betont, dass weitere Forschung zu dem Thema nötig ist.[7]

Jenseits solcher vorher beschriebenen negativen Erfahrungen, die beim Praktizieren selbst erlebt wurden, findet man nur eine handvoll Artikel, die den makellosen Ruf von Achtsamkeit in Frage stellen. Das liegt vor allem daran, dass Achtsamkeit, wie die Wissenschaft bisher weiß, nur wenige unerwünschte Effekte mit sich bringen kann (o.A., 2015, o.S.).

Fazit

Es lässt sich also sagen, dass Achtsamkeit definitiv Menschen helfen kann, wieder zu sich zu kommen, Stress zu reduzieren oder auch Krankheiten lindern kann. Es kann aber auch auf jeden Fall als Trend gesehen werden, den man aber nicht negativ bewerten soll, sondern eher als eine Entwicklung, die uns wieder näher zu uns selbst bringt.

Quelle Beitragsbild:

https://pixabay.com/de/illustrations/meditation-achtsamkeit-natur-6750144/

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