By Published On: 24. August 2019Categories: Gesundheit

Dass die Ernährung Einfluss auf Körper und Geist des Menschen hat, behauptete schon Ludwig Feuerbach 1850 mit seinem häufig zitierten Ausdruck „Der Mensch ist, was er isst“.[1] Zahlreiche Studien konnten diese Annahme bereits bestätigen, unter anderem die Predimed-Studie aus dem Jahr 2013, eine der renommiertesten Ernährungsstudien weltweit.[2] Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der immer größer werdenden Medienpräsenz dieses Themas ist es daher allgemein bekannt, dass sich die veränderten Ernährungsgewohnheiten, unter anderem der erhöhte Konsum von Zucker und Junk Food, nicht nur negativ auf die körperliche, sondern auch auf die geistige Gesundheit auswirken. Doch wie genau hängen das Gehirn, der Darm und die mentale Gesundheit zusammen?

 

Die Darm–Hirn–Verbindung

Auch wenn hinsichtlich einer Verbindung zwischen Darm und Gehirn noch kaum Versuche an Menschen durchgeführt wurden, weisen tierische Studien darauf hin, dass die beiden Organe durch Mikroben kommunizieren können.[3] Die Einzeller können spezielle Bestandteile der Nahrung aufnehmen und Substanzen produzieren, die auf die Stimmung Einfluss haben.[4] Der amerikanische Mediziner Mark Lyte nahm nach einem Experiment mit Mäusen an, dass diese Informationen über den Nervus vagus weitergeleitet werden. Dieser zieht sich durch die Wirbelsäule und stellt die Verbindung zwischen Gehirn und Eingeweiden dar.[5]

Ein weiterer Aspekt, der bei der Wirkung von Essen auf die Psyche zu beachten ist, ist die Sinneswahrnehmung, die wesentlichen Einfluss auf die Gemütslage haben kann.[6] Bereits ein schön bewachsener Garten oder eine gute Ernte können Zufriedenheit auslösen, während schlecht gehaltene Tiere oder fauliges Obst und Gemüse eher Ekel verursachen.[7] Des Weiteren kommen in der Nahrung auch Zutaten für Botenstoffe vor, die an der Emotionsregulation beteiligt sind. Dazu zählt zum Beispiel Serotonin, für dessen Herstellung unter anderem Aminosäuren benötigt werden, die in der Nahrung vorkommen.[8]

 

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und mentaler Gesundheit

Mit einer einseitigen Ernährung geht ein Aussterben zahlreicher Darmbakterien einher, wodurch das Gleichgewicht des Ökosystems des Darms gestört wird, was wiederum zu einer verringerten Widerstandsfähigkeit gegen Stress und Infektionen führt. So konnte der Wissenschaftler John Cryans in einem Experiment zeigen, dass Mäuse mit einem sterilen Darm Symptome für Autismus aufzeigten, wie etwa eine erhöhte Stressreaktion und eine gestörte Angstregulation. Mit Menschen gibt es allerdings noch keine vergleichbaren Studien. Untersuchungen an Ureinwohnern aus dem Amazonas konnten aber zeigen, dass diese Darmbakterien besitzen, die in westlichen Kulturen nicht mehr vorkommen. Das lässt darauf schließen, dass das faserstoffarme Junkfood, das immer beliebter wird, wesentlich am Aussterben der Darmbakterien beteiligt ist. [9]

Neben Junkfood ist ein heute besonders verurteiltes Nahrungsmittel der Weizen. Zahlreiche Wissenschaftler sind sich einig, dass das Getreide Auslöser für eine Vielzahl an Gesundheitsproblemen ist, unter anderem für Adipositas, Diabetes, Sodbrennen und Demenz.[10] Sogar Schizophrenie konnte mit dem vermehrten Konsum des Getreides in Verbindung gebracht werden. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass der heutige Weizen nichts mehr mit dem ursprünglichen Korn zu tun hat. Durch die modernen Mühlen wird das Getreide nicht mehr im Ganzen oder grob geschrotet, sondern zu feinem Mehl verarbeitet, das die meisten seiner Vitamine und Mineralien verloren hat. Übrig bleibt Stärke, die im Dünndarm den Blutzuckerspiegel erhöht.[11]

 

Fazit

Abschließend kann gesagt werden, dass der Spruch „Der Mensch ist, was er isst“ tatsächlich mit Wahrheit behaftet ist. Im Darm befindet sich ein empfindliches Ökosystem, dessen Gleichgewicht nur durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung erreicht werden kann. Nur so kann auch die mentale Gesundheit aufrechterhalten werden. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass vollkommen auf das ein oder andere Stück Brot verzichtet werden muss. Die Dosis macht das Gift!

 

Fußnoten

[1] Vgl. Lemke (2011)

[2] Vgl. Eckstedt/ Ennart (2018), Kapitel 1

[3] Vgl. Burger (2015), S. 4

[4] Vgl. Eberle (2015)

[5] Vgl. Burger (2015), S. 5

[6] Vgl. Eberle (2015)

[7] Vgl. Gniech (1995), S. 177

[8] Vgl. Eberle (2015)

[9] Vgl. Eckstedt/ Ennart (2018), S. 18-21

[10] Vgl. Davis (2013), S. 9

[11] Vgl. Eckstedt/ Ennart (2018), S. 18

 

Literaturverzeichnis

BurgerK. (2015), Essen und Psyche, Spektrum Kompakt, S. 4.

Davis, W. (2013), Weizenwampe, 24. Auflage, München.

EckstedtN./ Ennart, H. (2018), Happy Food, München.

Gniech, G. (1995), Essen und Psyche, Heidelberg.

 

Internetquellen

EberleU. (2015), Leseprobe: Wie Essen unser Fühlen bestimmt, https://www.geo.de/magazine/geo-kompakt/1198-rtkl-psyche-leseprobe-wie-essen-unser-fuehlen-bestimmt, abgerufen am 20.08.2019.

LemkeH. (2011), „Der Mensch ist, was er isst.“ Ludwig Feuerbach als Vordenker der Gastrosophie, https://www.epikur-journal.at/de/ausgabe/detail.asp?id=159&art=Artikel&tit=%E2%80%9EDer%2520Mensch%2520ist%2C%2520was%2520er%2520isst%2E%E2%80%9C%2520Ludwig%2520Feuerbach%2520als%2520Vordenker%2520der%2520Gastrosophie, abgerufen am 21.08.2019.

 

Titelbild: Quelle: Jonny Lindner, https://pixabay.com/de/photos/kochen-lebensmittel-platte-geschirr-366875/

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