By Published On: 28. April 2023Categories: Meine Hochschule und mein Studium

In einer Studie von der National College Health Association in dem unter anderem die psychische Gesundheit von Studenten untersucht wurde, zeigte sich, dass etwa 57 Prozent der Befragten im Laufe der letzten 12 Monate überwältigende Angst empfanden. Bei etwa 16% der Befragten wurde sogar eine Angststörung diagnostiziert oder behandelt (American College Health Association, 2015). Auch ich litt mehrere Jahre unter Ängsten und Sorgen während meines Studiums. In diesem Beitrag erzähle ich meine Geschichte dazu.

Auf jeden Fall Psychologie Studium – aber wie?

Schon seit ich 13 Jahre alt war, war ich mir sicher, dass ich Psychologin werden möchte und nichts mich von diesem Weg abbringen könnte. Ich bemühte mich sehr ein gutes Abitur zu erreichen, doch vor allem hier in meiner Heimatstadt München, hat man auch mit einer 1,9 wenig Chancen an einer Präsensuniversität Psychologie zu studieren.

Also blieben mir nur drei Möglichkeiten: Entweder ich ziehe um, ich studiere was anderes, oder ich bewerbe mich bei einer Fernuniversität. Ich entschied mich dazu, mich bei einer Fernuniversität zu bewerben, weil mein Bruder bereits gute Erfahrungen mit dem Fernstudium hatte und ich frisch nach dem Abitur noch nicht bereit war umzuziehen.

Als ich dann nun eigentlich mit meinem lang ersehnten Psychologiestudium anfangen konnte, kamen Zweifel in mir hoch: „Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?“ „Alle meine Freunde studieren auch an einer Präsenshochschule. Werde ich mich von ihnen entfernen?“ „Verpasse ich das Studentenleben, von dem alle reden?“ Durch diese Gedanken hatte ich starke Schwierigkeiten nun endlich mit dem Studium anzufangen. Lieber fragte ich Freunde und Familie, ob meine Entscheidung richtig war, oder suchte im Internet nach Antworten, als mich auf das Studium zu konzentrieren.

Durch meine Zweifel kam ich somit sehr langsam mit meinem Studium voran. Da meine Ängste oft mit möglichem Verlust zusammenhingen, konzentrierte ich mich lieber darauf soziale Kontakte zu knüpfen, da ich Angst hatte sonst noch mehr zu verpassen, als ich es – wie ich dachte – durch das Fernstudium schon tat. Dies ging so weiter, bis ich mich vor kurzem endlich bereit fühlte mein Studium wirklich in die Hand zu nehmen. Doch auch da ließen meine Ängste mich nicht in Frieden: „Jetzt hast du schon so viel Zeit verschwendet, selbst wenn du jetzt anfängt, studierst du schon viel länger als alle anderen.“ Auch das hielt mich ironischerweise davon ab, wirklich weiterzumachen, bis ich durch mehrere Ereignisse in meinem Leben endlich etwas verstand: Im Leben und somit auch im Studium sollte man sich nicht an andere Menschen orientieren, sondern seinen eigenen Weg gehen, egal wie schwierig er einem erscheint. Denn am Ende brauchte man genau diesen steinigen Weg, um die beste Version seines Selbst zu werden.

Der große Umbruch

Wenn ich nun auf die letzten Jahre zurückschaue und viel gelernt und mitgenommen habe, fallen mir dabei mehrere Dinge auf: Hätte ich meine Entscheidung zum Fernstudium von Anfang an akzeptiert, wäre ich nun schon mit dem Studium fertig und könnte mich den nächsten Schritt meiner Karriere widmen. Ich habe daraus gelernt, dass wenn man eine durchdachte Entscheidung trifft, sollte man sie akzeptieren und nach vorne schauen, denn jedes mögliche Ergebnis, ist besser als gar kein Ergebnis.

Ich lernte auch, dass das Fernstudium eine sehr gute Entscheidung für meinen persönlichen Weg war. Letztendlich habe ich meine Freunde behalten und durch die Werkstudentenjobs, welche mir die Flexibilität des Fernstudiums ermöglicht, habe ich neue Freunde gefunden. Ebenso hatte ich das Gefühl langsam in das Erwachsenenleben eintreten zu können, indem ich früh aber ohne Druck gelernt habe mich immer wieder selbst zu motivieren und eigenständig zu arbeiten. Ein Fernstudium ist ein sehr guter Weg zu lernen das nur man selbst, seines Glückes Schmied ist. In Bezug auf meine Ängste hat mir das Studium ermöglicht mich selbst kennenzulernen, mir Ruhezeiten zu geben und wenn nötig auch mal andere Prioritäten zu setzen. Ich denke, jeder Mensch, welcher oft mit seiner psychischen Gesundheit zu kämpfen hat, kann nachvollziehen, wie wichtig es ist, sich Zeit für sich selber zu nehmen. Wenn ich oft höre, wie meine Freunde in Klausurenphasen ihrer Uni mit dem Stoff überfordert sind, muss ich mir vorstellen wie schwer das für mich und meine Ängste wäre und bin dann dankbar, dass ich mich doch für diese Art von Studium entschieden habe.

Durch meine Sorgen darüber, dass ich das Studentenleben verpasse, habe ich gar nicht die alternativen Möglichkeiten betrachtet, welche mir offenstehen. Denn obwohl ich nicht das klassische Studentenleben habe, treffe ich mich trotzdem oft zum Lernen mit meinen Freunden. Diese Freiheit wurde mir nie genommen. Außerdem habe ich durch meine Werkstudentenjobs so viel andere schöne Erfahrungen gemacht, welche ich sonst nicht gehabt hätte. Die Urlaube, welche ich unabhängig von Semesterferien tun konnte, wären mir durch eine Präsensstudium auch entgangen.

Fazit

Mein Fazit zu dieser kurzen Geschichte meiner letzten paar Jahre ist, dass das Leben oft anders verläuft als man es erwartet oder sogar befürchtet. Ich hatte solche Angst davor eine Tür zu schließen, doch erkannte nicht, dass sich dadurch viele weitere öffneten, da ich nur auf die verschlossene Tür fokussiert war. Das Fernstudium war im Endeffekt die richtige Entscheidung für mich. Ich habe dadurch viele Erfahrungen gemacht, für die ich sehr dankbar bin. Es war also wichtig diesen steinigen Weg mit den Sorgen und dem Zögern zu gehen, um letztendlich an diesem Punkt, an dem ich jetzt bin – und mit dem ich nun endlich zufrieden bin – zu kommen.


Bildquelle

Thought Catalog (2017). Abgerufen am 16.02.2023. Verfügbar unter: https://unsplash.com/de/fotos/505eectW54k

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