Einleitung
Jedes Mal wird am 1. Jänner mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet, die die verschiedensten Bereiche umfassen. Sei es mehr Sport zu betreiben, eine Diät zu beginnen, gesünder zu essen oder einen Kurs zu belegen, um sich weiter zu bilden. Anfangs besteht ein ausgeprägter Eifer. Mit erhöhter Motivation wird das anvisierte Ziel verfolgt. Doch die Ambitionen für die „New Years Resolutions“ nehmen im Laufe der Zeit zusehends ab. Trotz Jahresabo im Fitnessstudio, wurde es nur dreimal besucht, die Diät wurde durch häufige Meetings mit anschließendem Abendessen verschoben und der Kurs hat den Vorstellungen nicht entsprochen. Stress durch berufliche und familiäre Verpflichtungen, sowie schlechtes Zeitmanagement sind weitere einschränkende Faktoren. Aber nicht nur externale Ursachen begründen das Fehlschlagen bei Umsetzung eines Vorsatzes, häufig fehlt es an der entsprechenden Motivation. Zu viele Ablenkungsmöglichkeiten oder interessante Alternativen zum eigentlichen Ziel und auch oft Bequemlichkeit lassen die Bemühungen misslingen. Fehlender Einsatz, mangelnde Volition, minimale Ausdauer und geringe Selbstdisziplin sind als weitere Komponenten zu sehen. Der innere „Schweinehund „hat gesiegt. Trotzdem gelingt manchen die Umsetzung ihrer Ziele und andere scheitern. Welche Erklärungsansätze können diese Unterschiede begründen, vor allem welche Rolle spielt dabei Motivation und welche Strategien führen zur erfolgreichen Umsetzung von Vorsätzen.
Voraussetzungen
Eine grundlegende Voraussetzung für die Zielerreichung ist eine motivational ausgelöste Verhaltensänderung. Bedingungsfaktoren reichen von biologisch-physiologisch, organismisch bedingten Ursachen bis zu gesellschaftlich, sozial und kulturell bedingten Wertungen und Normen. Sie stehen oft in einem unbewussten Zusammenhang der sich aus dem Streben nach Homöostase (Zustand des Gleichgewicht) erklären lässt (Vgl. Gerrig, 2015, S. 422). Motivation selbst lässt sich als das aktive, zielorientierte Ingangsetzen, Aufrechterhalten und Durchführen physischer bzw. psychischer Aktivitäten definieren. Sie wird als intervenierende Variable zwischen Reiz-Input und Verhaltens-Output angenommen. Da Verhaltensweisen sich oft sehr individuell äußern, sind sie nicht einfach über das Stimulus- Response-Schema erklärbar (Vgl. Becker- Carus, 2004, S. 437). Neben interindividuellen Unterschieden bestehen auch intraindividuelle Verhaltensweisen, die in den Erklärungsansätzen berücksichtigt werden müssen. Nur wenn die individuelle Präferenz für bestimmte Anreize (Motiv) auf eine Umweltsituation trifft, in der die gewünschten Anreize verfügbar sind, wird die Motivation für entsprechendes Verhalten ausgelöst. Somit ist Motivation aus einer Interaktion von persönlichen Faktoren wie Motive oder Bedürfnisse und Umweltfaktoren wie Gelegenheiten und Anreiz zu sehen. Woraus sich die Formel V = P x U ergibt und bedeutet: Verhalten ist eine Funktion von Personen- und Umweltfaktoren (Vgl. Brandstätter, Schüler, Puca, Lozo, 2018, S. 6). Für die Umsetzung eines Vorhabens ist hingegen die Volitionsphase ausschlaggebend.
Viele wissenschaftliche Arbeiten setzen sich mit Motivation auseinander, Maslow bspw. unterscheidet zwischen Mangelmotivation, zur Herstellung physischen und psychischen Gleichgewichts und Wachstumsmotivation, ein Hinauswachsen über das bisherige Handeln und stellt die Hierarchie der Bedürfnisse auf. Sie besagt, dass erst die Erfüllung der Bedürfnisse die Motivation für die nächste Stufe hervorruft (Vgl. Becker-Carus, 2004, S. 478). Eine sehr aufschlussreiche Theorie über die Handlungsphasen zu dieser Thematik stellt Heckenhausens und Gollwitzers Rubikonmodell dar( Vgl. Brandstätter,et al., 2018, S. 143).
Rubikonmodell
Die Metapher „den Rubikon überschreiten“, geht auf ein historisches Ereignis zurück und bezieht sich auf die Flussüberquerung Cäsars, die einer Kriegserklärung gleichkam. Sinngemäß ist damit eine riskante Entscheidung oder Handlung gemeint, von der es kein zurück gibt. Dieses Modell veranschaulicht deutlich die Handlungsabläufe, die sich aus vier Phasen zusammensetzen und die einzelnen Schritte vom Entstehen eines Wunsches bis zur Zielerreichung abbilden: dies
motivationale Phase
1. Abwägephase (Prädezisionale Phase) , die auf das „Erwartung mal Wert-Modell“ zutreffen
volitionale Phasen
2. Planungsphase (Präaktionale Phase)
3. Handlungsphase (Aktionale Phase)
motivationale Phase
4. Bewertungsphase (Postaktionale Phase) (Vgl. Achtziger; Gollwitzer,P. M., 2009, S. 150);(Vgl. Brandstätter et al., 2018, S. 143)
Zielwahl und Zielorientierung sind theoretisch voneinander abgrenzende Bereiche und unterscheiden sich in kognitiven Merkmalen. Jede Phase ist mit einer spezifischen kognitiven Orientierung verbunden. Diese Bewusstseinslagen entstehen automatisch und unterstützen so auf ideale Weise das Zielstreben, wodurch die Bewusstseinslage des Planens sich fördern auf die Ausdauer auswirkt. (Vgl. Brandstätter et al., 2018, S. 144-145)
Zielrealisierung
Zuvor gensind viele Grundlagen und Erläuterungen, die ein Vorhaben bedingen, aber was führt schlussendlich zum Ziel? Zunächst empfiehlt es sich in der Abwägephase realisierbare Wünsche zu formulieren, denn bspw. die Teilnahme an den olympischen Spielen wird für die meisten in weiter Ferne liegen. Auch sollte ein entsprechender Anreiz vorhanden sein, denn der „geborene Partytiger“ wird sich schwerlich für ein Einkehrwochenende im Kloster erwärmen können. Zusätzlich kann sich die Wertigkeit, die einem Ziel beigemessen wird durch eine Plus-Minusliste verdeutlichen, denn in einer abwägenden Bewusstseins Phase werden die Vor- und Nachteile eines Ziels noch objektiv beurteilt, was auf die Planungsphase nicht mehr zutrifft. Jedoch ist selbst eine erfolgreiche Planung ist noch kein Garant für die Umsetzung eines Zieles. Vorhaben können auch in der Handlungsphase scheitern, die verschiedensten Ursachen können Auslöser sein, z. B. Schwierigkeiten oder Ablenkung bei der Umsetzung. Daher haben Gollwitzer und Oettingen das Rubikonmodell weiter ausgebaut und eine Selbstregulierungsstrategie entwickelt. (Vgl. Brandstätter et al., 2018, S. 146)
Selbstregulierungsstrategie mittels Zielintention und Implementierungsintention
Mit der Zielintention wird Absicht ausgedrückt, wie “ Ich will mehr Sport betreiben“ und mittels der Implementierungsintention wird eine mentale Verknüpfung zwischen einer passenden Handlungsgelegenheit und der geplanten Handlung hergestellt, wie bspw. “ Wenn ich nach Hause komme, gehe ich Rad fahren.“ Laut einer Metaanalyse führen Implementierungsintentionen häufiger zur erfolgreichen Zielumsetzung. Die positiven Effekte sind auf die begünstige Wahrnehmung der spezifizierten Gelegenheiten und auf die Automatisierung der intendierten Handlung zurückzuführen. (Vgl. Brandstätter et al., 2018, S. 146)
Ausblick
Wie schon Barack Obama sagte: „Yes, we can“, so obliegt es jedem einzeln sich persönlich für einen Weg zu entscheiden und dieses Ziel zu verfolgen. Da sich aber die Umsetzung oftmals sehr schwierig gestaltet, können mittels Rubikonmodell die Handlungsabläufe nachvollzogen werden. Diese Auseinandersetzung und Selbstreflektion trägt zu einem besseren Verständnis des eigenen Verhaltens bei und zeigt Schwachstellen auf. Zusätzlich können Selbstregulation und Implementierungsintention die Motivation fördern und als wesentliche Unterstützung zur Zielerreichung dienen. Dieses Modell stellt eine wirksame Unterstützung bei der Umsetzung schwer erreichbarer Wünsche dar und trägt dadurch zur Realisierung lang gehegter Pläne bei. Jeder kann sich dieses Instrumentes bedienen und so sein Leben verändern und neu zu gestalten.
Fazit
Zusammenfassend zeigt sich, realistisch gefasste Ziele, können sehr wahrscheinlich umgesetzt werden. Voraussetzung dazu ist der nötige Anreiz und entsprechende Handlungsspielräume. Einen Beitrag leisten Unterstützungsstrategien wie Zielintention und Implementierungsintention. Zusätzlich hilft eine positive Bewertung des Zielgegenstandes, Visualisierung des zukünftigen Erfolges durch imaginäre Bilder und eine optimistische Grundhaltung. David McNally, kanadischer Politikwissenschaftler und Aktivist sagt:“ Niemand kann Dir garantieren, dass du ein Ziel in einer bestimmen Zeit erreichst. Aber du wirst garantiert nie ein Ziel erreichen, das du dir nie gesetzt hast.“ (Vgl. Garmin, beat yesterday)
Literaturverzeichnis
Achtziger A.; Gollwitzer P.M., 2009, Rubikonmodell der Handlungsphasen, Hogrefe, Göttingen,http://kops.uni-konstanz.de/bitstream/handle/123456789/17176/Achtziger_Gollwitzer_Rubikonmodell.pdf?sequence=2 Abgerufen am 09.08.2020
Becker-Carus, C., 2004, Allgemeine Psychologie – Eine Einführung 1. Auflage, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag
Brandstätter,V., Schüler, J., Puca, R. M., Lozo,L.,( 2018, Motivation und Emotion, Berlin: Springer Verlag,
Gerrig, R. J., 2015, Psychologie, Hallbergmoos: Pearson
Beitragsbild: Ginny, 2020, fotografiert von Susanne Svejda