By Published On: 19. Oktober 2022Categories: Literaturempfehlungen

„ES IT OKAY, NICHT OKAY ZU SEIN. ES IST OKAY, ZU WEINEN, ES IST OKAY WÜTEND ZU SEIN. ES IST OKAY, UM HILFE ZU BITTEN […] (Curtis, 2021b, S. 18 – 19).

2019 litt im Schnitt jede achte Person weltweit unter einer psychischen Erkrankungen (WHO, 2022). Obwohl ein offener Umgang und das Thematisieren damit zusammenhängender Aspekte relevant ist, wird jedoch immer noch viel zu wenig darüber gesprochen. Mit diesem Buch soll einen Beitrag zur Enttabuisierung des Themas „psychische Gesundheit“ geleistet und das Schweigen darüber gebrochen werden.

Herausgeberin und Autoren

Die Herausgeberin des Buches „It’s okay not to be okay“ ist Scarlett Curtis. Sie ist britische Journalistin, Schriftstellerin und Aktivistin (Scarlett Curtis, o.D.).

Neben ihr haben mehr als 30 weitere Persönlichkeiten, wie bspw. Naomi Campell, James Blake, Emma Thompson, sowie Emilia Clarke Beiträge verfasst, die in diesem Buch veröffentlicht wurden. Es handelt es sich folglich nicht ausschließlich um Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die an diesem Buch mitgewirkt haben, sondern u.a. auch um Schauspieler und Schauspielerinnen, Comedians und Psychologen bzw. Psychologinnen (Curtis, 2021c).

Aufbau

Das Buch ist in verschiedene Kapitel gegliedert, denen einzelne Unterkapitel zugeordnet sind. Eine Ausnahme bildet das erste, dass lediglich aus einem Beitrag mit dem Namen „Triggerwarnung“ besteht. Die Herausgeberin beschreibt in diesem den Hintergrund von „Triggerwarnungen“, weshalb diese wichtig sind und spricht eine für die folgenden Beiträge aus (Curtis, 2021d, S. 8 – 12). Der Hauptteil des Buches besteht aus den verschiedenen, unterschiedlich langen Beiträgen zum Thema „psychische Gesundheit“ von den oben genannten Persönlichkeiten. Von Scarlett Curtis stammen mehrere Kapitel. Die einzelnen Beiträge sind individuell aufgebaut und gestaltet, wobei es sich bei den meisten um persönliche Berichte handelt. Ein Beitrag ist jedoch bspw. in Form einer Handykonversation verfasst, wohingegen ein anderer einer Art Tagebuch-Eintrag über eine Woche hinweg darstellt. Zudem befinden sich Beiträge in Briefform im Buch. Den Abschluss bildet das Oberkapitel „Zu guter Letzt“, in dem sich u.a. eine „Es ist okay“- Liste von Scarlett Curtis, sowie ein Kapitel mit Nummer und Adressen von Hilfsangeboten und Platz für das Verfassen einer eigenen „Es ist okay“- Liste befindet. Über das gesamte Buch hinweg sind einzelne besonderes ausdrucksstarke Sätze im Text hervorgehoben (Curtis, 2021c).

Inhalt

Grundsätzlich handelt es sich bei den einzelnen Beiträgen um persönliche Erfahrungsberichte, bei denen die Persönlichkeiten ihre Gedanken zum Thema „psychische Gesundheit“ äußern, sowie ihre persönlichen Geschichten teilen. Thematisiert werden unterschiedliche psychische Erkrankungen und damit zusammenhängende Symptome. Beispielhaft können Depressionen, Angststörungen, Panikattacken, Suizidgedanken und die Posttraumatische Belastungsstörung genannt werden. Daneben werden Themen wie Rassismus und Feminismus behandelt (Curtis, 2021c).

Jede am Buch beteiligte Person hat die Aufgabe, etwas über psychische Gesundheit zu schreiben, auf ihre eigene Art und Weise umgesetzt. Von Mut machenden, ergreifenden, sehr intimen und direkten, sowie humorvollen und hoffnungsspendenden Texten ist alles dabei. In den meisten Beiträgen beschreiben die Personen, wie sich ein Leben mit einer psychischen Erkrankung anfühlt, wie sie mit dieser Erkrankung umgehen, was ihnen im Umgang geholfen hat und wie der Weg zur Akzeptanz aussah. In ihren ehrlichen und persönlichen Texten geben sie sowohl Betroffene, als auch Personen, die mit Betroffenen zu tun haben Ratschläge. Ebenfalls wird in ein paar Beiträgen aufgezeigt, wie es zur psychischen Erkrankung gekommen ist bzw. was hinter ihr steckt (Curtis, 2021c). Des Weiteren berichtet ein Autor, der selbst nicht betroffen ist davon, wie er ehrenamtlich Personen mit psychischen Problemen zur Seite steht und diese in ihrer schwierigen Zeit unterstützt (Kollamkulam, 2021, S. 243 – 248).

Viele Persönlichkeiten berichten jedoch auch davon, dass es ihnen schwer fällt über mentale Gesundheit zu sprechen bzw. sie Schwierigkeiten dabei haben bzw. hatten zu akzeptieren, dass es ihnen psychisch nicht gut geht und sie Hilfe benötigen. Der bzw. die Lesende bekommt tiefe Einblicke in die Gedanken, sowie Gefühle der schreibenden Persönlichkeiten und erhält einen Zugang zu ansonsten häufig verschwiegenen Themen rund um die psychische Gesundheit (Curtis, 2021c).

Dadurch leisten die einzelnen Verfasser und Verfasserinnen der Beiträge in einer Gesellschaft, in der ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen immer noch nicht gegeben ist und in der aufgrund von Schamgefühlen eher darüber geschwiegen wird, einen Beitrag zum Thema „Entstigmatisierung“ (Initiative Neue Qualität der Arbeit, 2020, S. 4 – 9).

Fazit

Das Thema „psychische Gesundheit“ geht alle etwas an und sollte deshalb nicht als Tabu-Thema gelten. Ich selbst leide unter mehreren psychischen Erkrankungen und finde es sehr wichtig, dass das Thema „psychische Gesundheit“ in der Gesellschaft nicht mehr als Tabuthema behandelt wird. Vielmehr sollte offen darüber gesprochen und das in Anspruch nehmen von Hilfe als normal angesehen werden.

Die Unterschiedlichkeit in der einzelnen Beiträge spiegelt die Komplexität dieses Thema wieder. Mit dem Buch „It’s okay not to be okay“ lenkt die Herausgeberin die Aufmerksamkeit der Gesellschaft, in der psychische Erkrankungen häufig immer noch als Schwäche gesehen werden, auf diese Thematik. Es ist sowohl für Personen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, als auch Personen, die nicht direkt selbst betroffen sind, geeignet, da es Einblicke in das Leben mit einer psychischen Erkrankung gibt und dadurch ein besseres Verständnis für dieses schafft. Betroffene sollen durch das Buch merken, dass alles was sie aktuell durchmachen okay ist und sie damit nicht allein sind (Curtis, 2021a, S. 304 – 305).

Meiner Meinung nach ist es ein sehr facettenreiches Buch. Auch wenn nicht jeder Beitrag für mich gleich interessant und ansprechend war, kann ich das Buch allen Personen empfehlen, die bereit sind, sich mit der Thematik auseinander-zusetzen. Betroffenen, die an einer psychischen Erkrankungen leiden und sensiblen Personen, würde ich jedoch raten abzuwägen, wie stabil und in welcher Verfassung sie sich befinden, da manche Textpassagen sehr eindrücklich beschrieben sind  und deshalb triggernd sein können.

Literatur

Curtis, S. (o.D). About. Zugriff am 18.08.2022. Verfügbar unter https://www.scarlettcurtis.com/about

Curtis, S. (2021a). Die “Es ist okay”-Liste. In S. Curtis (Hrsg.), It’s okay not to be okay (S. 302 – 314). Hamburg: Carlsen Verlag GmbH.

Curtis, S. (2021b). Es ist okay, nicht okay zu sein. In S. Curtis (Hrsg.), It’s okay not to be okay (S. 14 -21). Hamburg: Carlsen Verlag GmbH.

Curtis, S. (Hrsg.). (2021c). It’s okay not to be okay: inspirierende Persönlichkeiten sprechen über psychische Gesundheit. Hamburg: Carlsen Verlag GmbH.

Curtis, S. (2021d). Triggerwarnung. In S. Curtis (Hrsg.), It’s okay not to be okay (S. 8 -12). Hamburg: Carlsen Verlag GmbH.

Initiative Neue Qualität der Arbeit (2020). Offener Umgang mit psychischer Gesundheit: Aktuelle Ergebnisse einer Bevölkerungs- und Beschäftigtenbefragung. Zugriff am 20.08.2022. Verfügbar unter https://www.psyga.info/fileadmin/Angebote/PDFs/psyGA_Monitor_Offener_Umgang_mit_psychischer_Gesundheit_barrierefrei.pdf

Kollamkulam, M. (2021). Das richtige sagen. In S. Curtis (Hrsg.), It’s okay not to be okay (S. 243 – 248). Hamburg: Carlsen Verlag GmbH.

WHO (2022). Mental disorders. Zugriff am 18.08.2022. Verfügbar unter https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/mental-disorders

Quelle zum Titelbild

Eigene Fotografie

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