Triggerwarnung! Am 10.02.1968 wird eine Frau von ihrem betrunkenen Lebensgefährten nackt ausgezogen und zu Boden geworfen. Ihre Arme und Beine werden von ihm gespreizt und an verschiedene Möbelstücke angebunden. Er führt seiner Frau einen glühenden Draht in die Scheide ein und verbrennt zudem ihre äußeren Geschlechtsorgane. Das Motiv: Eifersucht.[1] Dieser Fall führt unbeschönigt vor Augen, welches Ausmaß Eifersucht annehmen kann. Doch was genau ist Eifersucht eigentlich? Durch was wird sie ausgelöst? Und warum sind Menschen überhaupt eifersüchtig?
Definition
„Eifersucht ist allen bekannt, vielen vertraut und doch bei genauerem Hinsehen gar nicht leicht zu fassen.“[2]
Eifersucht stellt eine sehr mächtige und größtenteils schmerzhafte Emotion dar, die meist innerhalb einer Beziehung (z. B. Partnerschaft, Freundschaft, Familie) entsteht. Im Kontext der romantischen Beziehungen beschreibt sie eine aversive emotionale Reaktion häufig resultierend aus einer außerdynamischen Beziehung eines Partners. Dabei lässt sich Eifersucht generell in drei Formen unterscheiden:[3]
- Reaktive Eifersucht: eine affektive Reaktion auf einen tatsächlichen partnerschaftlichen Vertrauensbruch
- Präventive Eifersucht: eine aus ersten Warnzeichen resultierende Reaktion, die den Partner davon abhalten soll, eine Beziehung mit einem Dritten einzugehen
- Selbstüberzeugte Eifersucht: eine generalisierte Reaktion, welche paranoide Merkmale aufweisen kann und für Außenstehende meist schwer nachvollziehbar ist
Eifersucht kann in seltenen Fällen das Ausmaß eines Wahns annehmen und wird dann als Eifersuchtswahn (Othello-Syndrom) bezeichnet. Dieser Wahn kann sowohl bei organischen Psychosyndromen als auch bei endogenen Psychosen auftreten. Betroffene zeigen in der Regel keine auffälligen sozialen Aktivitäten. Tritt Eifersuchtswahn in Form von Stalking auf oder führt zu einer (versuchten) Tötung des Intimpartners, erlangt dieser forensische Bedeutung.[4]
Abgrenzung von Neid und Rivalität
Eifersucht und Neid werden häufig als Äquivalente benutzt. Allerdings handelt es sich dabei um zwei unterschiedliche Konzepte, die lediglich nahe verwandt sind.[5] Während Eifersucht in Bezug zu einer vermeintlichen oder tatsächlichen Bedrohung einer Beziehung steht, wird Neid hingegen hervorgerufen, wenn eine andere Person etwas erreicht oder besitzt, was der Neider begehrt.[6] Außerdem wird Eifersucht meist intensiver als Neid und in Kombination mit anderen Emotionen (z. B. Ärger, Angst, Traurigkeit) erlebt. Um Rivalität handelt es sich, wenn zwei Personen im gleichen Maß versuchen, eine Beziehung zu einer dritten Person aufzubauen.[7]
Entstehung und Anlässe
Begünstigende Faktoren von Eifersucht stellen vor allem ein mangelndes Selbstwertgefühl, Verlustangst, einen Trennungswunsch oder ein zu stark ausgeprägtes Besitzdenken dar.[8] Die Auslöser von Eifersucht liegen weniger beim Gegenüber, sondern vielmehr bei einem selbst.[9] Außerdem existieren in diesem Kontext enorme interkulturelle und interindividuelle Differenzen, wobei sexuelles Engagement, Küssen und Flirten als universelle Auslöser gelten.[10]Beschränkt auf die Eifersucht innerhalb romantischer Beziehungen existieren grundsätzlich vier verschieden Anlässe:[11]
- Interesse des Partners an einer dritten Person
- Eine dritte Person zeigt Interesse am Partner
- Der Partner wird mit einem früheren Partner vertraut
- Der Partner ist in eine ambivalente Situation eingebunden
Merkmale
Eifersucht äußert sich generell auf unterschiedliche Art und Weise. Oftmals geht sie mit negativen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer und Empörung einher. Diese bilden wiederum die Grundlage für eine feindselige Haltung, die zerstörerische Handlungen mit sich ziehen kann, welche sich auf die dritte Person, den Partner oder die eigene Person beziehen kann.[12]
Im Erleben von Eifersucht werden einerseits irrationale Ängste und andererseits emotional stimmige Aspekte festgemacht. Während sich irrationale Ängste bspw. darin widerspiegeln, dass jede von dem Partner als sympathisch betrachtete Person als Rivale wahrgenommen wird, können angemessene Ängste z. B. aus der Befürchtung resultieren, der Partner könne sich aufgrund von bspw. mangelnder Attraktivität abwenden.[13]
Beim Erleben von Eifersucht lassen sich geschlechtsspezifische Differenzen festmachen: Während Männer das Aufkommen von Eifersucht eher leugnen, gehen Frauen meist offen mit der Thematik um. Männer betrachten als Ursache primär äußere Bedingungen, Rivalen und die Partnerin. Frauen suchen stattdessen die Ursache für ein befürchtetes oder tatsächliches Abwenden eher bei sich selbst und entwickeln zudem Schuldgefühle.[14] Während Männer insgesamt mehr bei sexueller Verunsicherung mit Eifersucht reagieren, tun Frauen dies eher als Reaktion auf emotionale Verunsicherung.[15]
Zweck
Eifersucht ist eng mit dem Wunsch verbunden, die Liebe des Partners zu erhalten, indem diesem das Interesse an ihm und der Beziehung deutlich gemacht wird. Aufgrund dessen kann sie nicht ausschließlich mit negativen Aspekten assoziiert werden. Das Erleben von Eifersucht folgt spezifischen kulturellen Regeln, weshalb das Gefühl selbst eine genetisch verankerte Anpassungsfunktion des Menschen darstellt.[16]
Fazit
Eifersucht ist eine häufig unbegründete Begleiterscheinung zwischenmenschlicher Beziehungen. Das Ausmaß von Eifersucht variiert extrem. Sie kann in harmlosen Formen zwecks Erhalts der Liebe vorkommen, aber auch in irrationalen Formen, die teils in Morddelikten enden. Damit Eifersucht in einer partnerschaftlichen Beziehung nicht die überhandnimmt und negative Auswirkungen mit sich zieht, ist es wichtig, die Kontrolle über diese zu gewinnen. In diesem Kontext sollten negative Gedanken stets hinterfragt, die eigene Haltung überprüft und Selbstkritik ausgeübt werden. Eifersucht im richtigen Maß kann darüber hinaus auch eine Liebeserklärung darstellen.[17]
[1] Vgl. Vigh/Bartha (1969), S. 13.
[2] Döll-Hentschker (2020), S. 635.
[3] Vgl. Rohmann (2021); Rößger (2016).
[4] Vgl. Marneros (2011), S. 354.
[5] Vgl. Sharpsteen (1991), S. 47.
[6] Vgl. Frijda (1986), S. 72-73.
[7] Vgl. Rohmann (2021).
[8] Vgl. Rost (2005), 293.
[9] Vgl. Rößger (2016).
[10] Vgl. Rost (2005), 293; Rohmann (2021).
[11] Vgl. Rohmann (2021).
[12] Vgl. Vendrell Ferran (2019), S. 207.
[13] Vgl. Rost (2005), 293.
[14] Vgl. Rost (2005), S. 294.
[15] Vgl. Rohmann (2021).
[16] Vgl. Schmitt (1997).
[17] Vgl. Rößger (2016).
Literatur
Döll-Hentschker, S. (2020), Eifersucht – aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, Psyche, 74. Jg., Nr. 9-10, S. 635-659.
Frijda, N. H. (1986), The emotions, Cambridge.
Marneros, A. (2011), Akute psychotische Störungen, schizoaffektive Störungen, wahnhafte Störungen. In: Möller, H.-J./Laux, G./Kampfhammer, H.-P. (Hrsg.), Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie, 4. Aufl., Bd. 2, Berlin/Heidelberg, S. 325-362.
Rost, W. (2005), Emotionen – Elixiere des Lebens, 2. Aufl., Heidelberg.
Sharpsteen, D. J. (1991) The organization of jealousy knowledge: Romantic jealousy as a blended emotion. In: Salovey, P. (Hrsg.), The Psychology of Jealousy and Envy, S. 31-51.
Vendrell Ferran, I. (2019), Philosophische Perspektiven auf Neid und Eifersucht. In: Kappelhoff, H./Bakels, J.-H./Lehmann, H./Schmitt, C. (Hrsg.), Emotionen – ein interdisziplinäres Handbuch, Berlin, S. 205-209.
Vigh, G./Bartha, I. (1969), Verbrennung der Geschlechtsorgane einer Frau infolge Eifersucht, Deutsche Zeitschrift für die gesamte gerichtliche Medizin, 66. Jg., Nr. 1, S. 13-18.
Internetquellen
Rößger, D. (2016), Gebrauchsanweisung für ein Gefühl: Eifersucht, https://www.zeit.de/zeit-wissen/2016/04/beziehungen-liebe-eifersucht-partner-gefuehle-instinkt?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de, online abgerufen am 28.04.2021.
Rohmann, E. (2021), Eifersucht, https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/eifersucht#search=e97346ec11c3ffdfc828ca7ad0fc96fd&offset=0, online abgerufen am 19.05.2021.
Schmitt, A. (1997), Eifersucht – ein Kind der Liebe, http://www.presse.uni-oldenburg.de/f-aktuell/9720ebsc.htm, online abgerufen am 19.05.2021.
Bildquelle (Titelbild)
ThomasWolter (2019), https://pixabay.com/de/photos/auge-träne-eifersucht-eifersüchtig-4421552/, online abgerufen am 25.05.2021.