By Published On: 6. August 2021Categories: Psychologie

Ohne Emotionen gäbe es keinen Antrieb, keine Motivation, keine Nähe, keine Kunst, keine Liebe und keine Kreativität.[1] Es gäbe keine Tempel oder Pyramiden und die Kontinente blieben unentdeckt. Romane wären nie geschrieben worden und Erfindungen wie Dampfmaschinen oder mobile Telefone hätte es nie gegeben.[2] Das wäre ziemlich eintönig, oder? Was steckt also hinter unseren Emotionen und ist jede Emotion wichtig? Was hat das Ganze mit unseren Gedanken zu tun?

Emotionen

Emotionen sind schnell einschießende Gefühlszustände. Beispiele für Emotionen sind Angst, Ärger, Ekel, Trauer, Überraschung oder Freude. Die Intensität ist unterschiedlich. Manchmal fühlen sich die Emotionen stark und lang an und manchmal wiederum schwach und kurz. Die Ausrichtung kann dabei entweder positiv oder negativ sein. Eine negative Ausrichtung wäre z.B. Ärger durch eine Bahnverspätung und eine positive Ausrichtung wäre hingegen z.B. Freude über einen beruflichen Erfolg. Das Emotionserleben schafft sich Ausdruck über unser Gesicht, Haltung und Gestik. Dadurch können andere Personen Informationen über die aktuelle Gefühlslage erschließen.[4]

Das Problem mit der Unterdrückung von Emotionen

Das Unterdrücken von Emotionen kann nicht dazu führen, dass diese verschwinden. Die Erregung, welche sich am Puls und Blutdruck oder am Adrenalin- und Cortisolspiegel messen lässt, baut sich bei Unterdrückung weiter auf und signalisiert Stress und Unruhe im Körper. Wird beispielsweise ein Luftballon unter Wasser gedrückt, muss Kraft eingesetzt werden. Auch beim Unterdrücken von Emotionen wird eine dauerhafte Energie benötigt, welche Stress beinhaltet. Entfällt diese Energie durch Loslassen oder durch äußere Auslöser, kommt die Emotion an die Oberfläche. Das Unterdrücken von Emotionen gilt zudem als depressionsfördernd. Außerdem entsteht eine erhöhte Neigung zum Grübeln. Notorisches Grübeln verursacht wiederum eine Dramatisierung von Emotionen. Daher liegt bei Menschen, die Gefühle unterdrücken, eine Anfälligkeit für psychische Störungen vor.[5] Schnell kommt der Gedanke auf, dass Handlungen durch Emotionen entstehen, was wiederum das Unterdrücken von Emotionen unterstützen würde. Doch Verhalten und Gefühle stehen auf der gleichen Ebene. Sie bedingen sich sogar gegenseitig.[6] Dies wird innerhalb des Fünf-Elemente-Modells von Padesky, C.A. aus dem Jahr 1986 beschrieben. Hierbei gibt es eine Unterteilung in vier Bereiche (Gedanken, körperliche Reaktionen, Verhalten, Gefühle/Stimmungen) und deren Verbindung zueinander. Es zeigt sich, dass jeder Bereich andere Bereiche beeinflussen kann. Der Bereich Gedanken wirkt sich beispielsweise auf Gefühle, körperliche Reaktionen und auf das Verhalten aus.[7]

Das steckt hinter unseren Gedanken

Denken erzeugt Botenstoffe und Botenstoffe wiederum Stimmungen und Gefühle. Gedanken wirken sich daher auf Botenstoffe und Gefühle aus. Dafür verantwortlich sind hochkomplexe Stoffwechselvorgänge im Körper, die nur Sekundenbruchteile andauern. Erfolg und Glück wird zum großen Teil durch Botenstoffe sogenannte Neurotransmitter bestimmt. Die Neurotransmitter sind für die Übertragung von Impulsen zwischen den Nervenzellen verantwortlich. Dieser Cocktail an chemischen Substanzen kann uns zur Aktivität, aber auch zur Trägheit führen. Die Botenstoffproduktion lässt sich auf Bewertungen von Sachverhalten zurückführen. Positive Bewertungen fördern die Wohlfühlhormone und negative Bewertungen führen in geringerem oder größerem Umfang zur Ausschüttung von Stresshormonen. Grundlegend dienen Bewertungen zum Überleben.[8]

Fragen und Antworten

Könnten wir uns negative Emotionen nicht einfach sparen? 

Nein! Viele negative Emotionen sind durchaus sinnvoll und haben unser Leben im Laufe der Evolution gesichert. Auch in der heutigen Zeit sind diese Bewertungen ein wichtiges Signal, dass etwas ,,nicht stimmt‘‘. Das kann durchaus auch ,,nur‘‘ ein individuelles Signal der Biochemie sein, aber auch Signale die durch die Umgebung, Lebensumstände, Beruf, Wohnverhältnis oder sozialen Umgang ausgelöst werden.[9] Negative Emotionen signalisieren uns häufig das nötige Einleiten von Veränderung.[10]

Was heißt das für uns?

Emotionen sind wichtig – unerheblich, ob positiv oder negativ. Teilweise steckt dahinter ein Weckruf für Veränderung.[11] Wir sind auch durchaus dazu in der Lage zu verändern, was Situationen mit uns machen, indem wir beispielsweise anders über diese denken. Was sich theoretisch gesehen leicht anhört, kann tatsächlich Veränderung einleiten. Verändertes Denken bringt andere Emotionen mit sich, was wiederum neue Handlungsweisen eröffnet.[12]


[1] Vgl. Barnow, S.: 2018, S.8

[2] Vgl. Hawlitzeck, J.: 2018, S.59

[3] Vgl. Barnow, S.: 2018, S.8

[4] Vgl. Barnow, S.: 2018, S.8-11

[5] Vgl. Rossbach, G.: 2019, S.164-165

[6] Vgl. Hawlitzeck, J.: 2018, S.69-70

[7] Vgl. Greenberger, D.; Padesky, C.A.: 2017, S.12-13

[8] Vgl. Rossbach, G.: 2019, S.133-149

[9] Vgl. Gründer, G.: 2020, S.7-8

[10] Vgl. Gründer, G.: 2020, S.36

[11] Vgl. Gründer, G.: 2020, S.7-8

[12] Vgl. Hawlitzeck, J.: 2018, S.72

Literatur

Barnow, S., 2018. Gefühle im Griff! Wozu man Emotionen braucht und wie man sie reguliert. 3. Auflage Hrsg. Berlin: Springer.

Greenberger, D. & Padesky, C., 2017. Gedanken verändern Gefühle. Fertigkeiten, um Stimmungen, Verhalten und Beziehungen grundlegend zu verbessern. 2. Auflage Hrsg. Paderborn: Junfermann Verlag.

Gründer, G., 2020. Wie wollen wir leben? Über unsere Zukunft entscheiden wir selbst. Berlin: Springer.

Hawlitzeck, J., 2018. Das Zukunfts-Mindset. Neun Strategien, um auch morgen noch im Spiel zu sein. Wiesbaden: Springer.

Rossbach, G., 2019. Glücksorgan Gehirn. Selbstoptimierung beginnt im Kopf. Berlin: Springer.

Beitragsbild von John Hain auf Pixabay. Zugriff am 02. August 2021, von https://pixabay.com/de/illustrations/aufnahmen-speicher-unbewusste-2117786/

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