By Published On: 18. August 2016Categories: Meine Hochschule und mein Studium

„Maaaama, darf ich bitte aufsteeheeeen?“ Seufzend lege ich meinen Stift zur Seite, klappe den Studienbrief zu, stehe vom Schreibtisch auf und gehe zu meiner zweieinhalbjährigen Tochter ins Kinderzimmer, die soeben ihren Mittagsschlaf beendet hat. Sie ist fit und ausgeruht – ich nicht. Das Baby bekommt Zähnchen und ist dementsprechend übellaunig. Deshalb sind die Nächte derzeit kurz und damit auch meine Schlafphasen. Der Tag beginnt um 6 Uhr morgens. Das Baby muss gefüttert werden, der Große und die Mittlere bekommen Frühstück – es folgt der tägliche An- und Umziehmarathon, bis wir endlich aus der Tür und auf dem Weg zum Kindergarten des Großen sind. Der Tag nimmt seinen Lauf mit Spielen, Kochen, Füttern, Trösten und Beruhigen, Spielplatzbesuchen, Flötenstunden und Sportunterricht. Und im Haushalt gibt es ständig etwas zu tun.

Schon allein das Mutter-Sein von drei kleinen Rabauken und die täglich anfallenden Hausarbeiten sind mehr als ein Vollzeitjob. Als Kinderkrankenschwester arbeite ich zusätzlich in Teilzeit auf einer Kinderintensivstation einer Kardiologischen Klinik. Mein Beruf ist sehr herausfordernd. Die kleinen Patienten sind schwerkrank, rutschen rasch in lebensbedrohliche Situationen – es ist 100%ige Aufmerksamkeit und Konzentration durch die Pflegekraft gefordert. Dazu kommt die Belastung durch Schicht- und Wochenenddienst. Nach einer 10-Stunden-Nachtschicht werden meine Kollegen von ihren Betten zuhause erwartet – ich von drei kleinen Kindern. Und: einem Studium. Ich studiere im dritten Semester Wirtschaftspsychologie an der SRH Riedlingen.

„Wann machst du denn das alles? Und wie bekommst du das überhaupt hin?“ fragen mich häufig Bekannte und Freunde. „Hm. Hauptsächlich durch gute Organisation.“ antworte ich dann meistens.

Mit diesem Artikel möchte ich einen kleinen Einblick in meine Alltagsorganisation gewähren. Denn ich bin nicht allein: 5 Prozent der Studenten in Deutschland haben ein oder mehrere Kinder. [1] Aber nicht nur Studenten mit Kindern können von meiner Erfahrung profitieren. Prinzipiell geht es nämlich, wenn man meine Situation abstrahiert, um ein klassisches Multi-Tasking-Problem. Und vor einem solchem steht nahezu jeder Student.

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Abb. 1. Quelle: https://pixabay.com/de/uhr-ziffernblatt-wellen-gegenwart-1527693/

Als ich mein Studium begann, war ich bereits zweifache Mutter. Für mich war bei der Auswahl der Hochschule entscheidend, wieviel Flexibilität und Freiheit mir in Bezug auf Studiumsorganisation und Fortschrittstempo ermöglicht wird. Mit Kindern muss man immer damit rechnen, dass unverhofft eine Krankheitsphase, ein anstrengender Wachstumsschub oder ähnliches auftreten. Solche Situationen können schnell alle Pläne umwerfen. Mir war von Anfang an wichtig, dass ich nur ein Studium wähle, dass mir erlaubt flexibel auf die Bedürfnisse meiner Familie reagieren zu können. Das Wissen, dass ich Klausuren und Hausarbeitenabgabetermine verschieben kann, dass ich ungebunden bin was Vorlesungen und Pflichtpräsenzen betrifft, entstresst meinen Alltag sehr. Ein negativer Leistungsdruck entsteht erst gar nicht. Denn meine allererste Priorität ist immer meine Familie. Deren Bedürfnisse möchte ich nicht für meine Arbeit und auch nicht für mein Studium kompromittieren. Ich bin sehr froh, dass das flexible Studienmodell der SRH mir durch ihr Angebot eine Realisierung meiner Vorstellungen ermöglicht.

Genaue Vorstellungen sind meiner Meinung nach unerlässlich, wenn man den Balanceakt zwischen Familie, Beruf und Studium meistern will. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen und über seine Aufgaben nachzudenken und sich zu überlegen, welche Priorität die einzelnen Posten einnehmen. In der Praxis bedeutet dies für mich, dass ich mir mehrmals im Jahr Gedanken zu Familie, Beruf, Studium und persönlichen Interessen mache. Zu Beginn des Jahres definiere ich für mich Ziele, die ich innerhalb der nächsten 12 Monate erreichen möchte. Gemeinsam mit meinem Mann planen wir Familien- und Paarziele. Wir nehmen auch gezielt die Verwirklichung von Wünschen und Träumen in die Planung auf und generieren keine ausschließliche To-Do-Liste. Zu Beginn jedes Semesters plane ich zusätzlich mein Studienhalbjahr. Ich sehe nach, wann Präsenzvorlesungen in meiner Umgebung stattfinden, informiere mich über die anstehenden Module, Prüfungsleistungen und Klausurtermine. Ich lege meine Prüfungstermine fest und notiere mir genau, wann ich mit welchem Modul beginnen werde. Zusätzlich betreibe ich eine genaue Wochenplanung. Neben einem digitalen Kalender, in dem alle Termine aller Familienmitglieder festgehalten sind, führe ich einen simplen Wochenkalender. Immer Sonntagabends mache ich die Planung für die kommende Woche. Ich notiere mir die anstehenden Termine, verteile To-Do’s auf die einzelnen Wochentage, erstelle einen Koch- und Einkaufsplan, …

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Abb. 2. Quelle: https://pixabay.com/de/tagesplaner-kalender-veranstalter-828611/

Besonders bewährt hat sich bei mir die schriftliche Planung. Experten beschreiben schon lange den Nutzen einer handschriftlichen Papierplanung [2] – ich kann deren Meinung nur unterstützen. Es ist motivierend, zu entdecken dass man sein Arbeitspensum realistisch einschätzen kann und die anfallende Arbeitslast, auch wenn sie hoch ist, bewältigt. Das Durchstreichen einer erledigten Aufgabe hat einen wahrhaft befreienden Charakter.

Ähnlich einer ABC-Analyse nach D.Eisenhower, priorisiere ich meine Aufgaben nach „sehr wichtig und unaufschiebbar“ (A-Aufgaben), „wichtig aber nicht so dringend“ (B-Aufgaben) und „nice-to-have“ (C-Aufgaben). [3] Ich versuche, stets mit A-Aufgaben zu beginnen, jedoch über den Tag verteilt aus allen Kategorien Aufgaben abzuarbeiten. Ich weiß, dass ich am produktivsten und effektivsten arbeite, wenn ich nach dem Monotasking-Prinzip vorgehe. [4] Allerdings lässt sich das mit den Kindern tagsüber oft nicht vereinbaren. Bei studienbezogenen Aufgaben verlagere ich die Bearbeitungszeit daher in den Abend. Nach 20 Uhr kehrt Ruhe ein, die Kinder sind im Bett, kein Paketdienst klingelt an der Tür, kein Handwerker hämmert mehr. Abendliche Arbeit entspricht auch eher meinem Biorhythmus [5] und ich merke dass ich schneller zu besseren Ergebnissen gelange, wenn ich meine Studienbriefe und Hausarbeiten nicht tagsüber lese bzw. schreibe.

Ich kann nur jeder Mutter und jeder Studentin, die gerne Mutter wäre, Mut machen. Ja, es ist viel Arbeit und eine hohe Belastung, ein Studium mit der Familie zu vereinbaren. Aber es ist definitiv möglich. Und wenn man sich auf das Wagnis einlässt, ist es wirklich erstaunlich was man alles mit Hilfe einer guten Selbstorganisation bewerkstelligen kann.


[1] Vgl. http://www.studentenwerke.de/de/node/2290 (20.07.2016).

[2] Vgl. https://www.wirtschaftswissen.de/unternehmensgruendung-und-fuehrung/arbeitsorganisation/sekretariat/aufgabenmanagement-planen-mit-system/ (20.07.2016).

[3] Vgl. Bischof, K. et al.: 2015, S. 56ff.

[4] Vgl. http://www.fastcompany.com/3015251/monotasking-is-the-new-multitasking (20.07.2016).

[5] Vgl. Seiwert L.: 2014, S. 75f.

 

Bildnachweis:

Beitragsbild. Quelle: https://pixabay.com/de/kinder-m%C3%A4dchen-jung-caucasian-1073638/

Abb. 1. Quelle: https://pixabay.com/de/uhr-ziffernblatt-wellen-gegenwart-1527693/

Abb. 2. Quelle: https://pixabay.com/de/tagesplaner-kalender-veranstalter-828611/

Quellen:

Aufgabenmanagement. Planen mit System. URL: https://www.wirtschaftswissen.de/unternehmensgruendung-und-fuehrung/arbeitsorganisation/sekretariat/aufgabenmanagement-planen-mit-system/ (20.07.2016).

Bischof, K., Bischof, A., & Müller, H.: Selbstmanagement: TaschenGuide. Vol. 211. Haufe-Lexware Verlag. 2015

Monotasking. URL: http://www.fastcompany.com/3015251/monotasking-is-the-new-multitasking (20.07.2016).

Seiwert, L.: Das 1×1 des Zeitmanagement. Gräfe und Unzer Verlag. München 2014.

Studieren mit Kind in Zahlen. URL: http://www.studentenwerke.de/de/node/2290  (20.07.2016).

 

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