By Published On: 29. Oktober 2016Categories: Gesundheit, Meine Hochschule und mein Studium, Psychologie

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Das Bild das ein Mensch von seinem eigenen Körper hat, wird geprägt von dem was er sieht, dem Ort an dem er lebt und mit wem er sich vergleicht.  Im Laufe der Weltgeschichte hat sich das vermeintlich perfekte Körperbild aber immer wieder gewandelt, von dünn zu vollschlank, von schlank zu kurvig und von sportlich bis hin zu erschreckend dürr.

Die absolute Schönheit scheint es zu geben, etwas das alle Menschen in verschiedenen Kontinenten als schön erachten. Es ist eine schöne Landschaft mit sanften Hügeln, weitem Blick, Wasser und Berge am Horizont. Diese Fotos werden von Kindern aus aller Welt ausgewählt, wenn diese gefragt werden, welche Landschaft schön ist. Aber wenn wir über Schönheit nachdenken, geht es meist nicht um Landschaften, sondern um uns selbst oder die Beurteilung von Anderen.[1]

Obwohl die Gesellschaft  heute in vielerlei Hinsicht sehr tolerant zu sein scheint, wird uns aber im Bezug auf das was dem gängigen Schönheitsideal entspricht sehr wenig Flexibilität und Individualität zugestanden. Auch die althergebrachte Aussage, dass hauptsächlich die inneren Werte zählen, findet hier wenig Beachtung. Zumal zahllose Studien belegen, dass vermeintlich schönere Menschen für sozial kompetenter gehalten werden und sowohl in Schule als auch beruflich erfolgreicher sind.[2]

Aus diesem Grunde perfektionieren immer mehr Menschen aller Schichten ihren Körper mit unterschiedlichsten Mitteln wie Sport, Diäten und notfalls auch mit dem Skalpell. Durch den Wunsch ideal auszusehen hat sich die Zahl der plastischen Operationen in den vergangen fünf Jahren verdoppelt und erfasst erschreckenderweise zwischenzeitlich sogar Kinder. Weltweit wurden im
Jahr 2015,  21,7 Mio. chirurgische  und nicht-chirurgische  Schönheitsoperationen durchgeführt, wobei alleine die Länder Brasilien und USA zusammen einen Marktanteil von ca. 30% hatten und somit die Spitzenplätze  belegten.[3]

Schon sehr früh in der Geschichte sieht man Tendenzen der Menschen, den eigenen Körper an die vorherrschenden kulturellen Vorstellungen anzupassen und zu verändern. Dabei ging es jedoch meist vorrangig um die Zugehörigkeit zu einem Volkstamm und weniger um die Schönheit.[4] Aber wie wird unser eigenes Körperbild und das gängige Schönheitsbild heute von all dem beeinflusst, was uns durch Zeitschriften, Fernsehen und soziale Netzwerke erreicht?
Ist es überhaupt noch möglich, trotz diesem immer zunehmend idealisierten Schönheitsbild, welches durch die Medienwelt vermittelt wird, ein gesundes Körperbewusstsein zu haben bzw. zu entwickeln?

Medien und Körperkult

Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass bei der Entstehung unseres eigenen Selbstbildes mehrere Faktoren zusammenspielen. Dieses entsteht im Zuge der eigenen Identitätsbildung und hängt von psychologischen, biologischen und sozialen Konditionierungen ab. Ob wir uns attraktiv finden, hängt also nicht nur davon ab, was uns an dem eigenen Spiegelbild gefällt oder nicht, sondern unser Selbstbild wird stark von gesellschaftlichen Schönheitsidealen und Wertvorstellungen beeinflusst. Es ist zudem abhängig von Rollenerwartungen, und davon was wir im Laufe des Tages wahrnehmen z.B. durch Werbung, Facebook-Beiträge, Instagram-Bilder und natürlich durch unser Familie und Freunde.[5]

Besonders die Medien sind seit Jahren Gegenstand der Forschung und es ist bekannt, dass besonders junge Menschen durch die unzählige zunehmende Flut von Bildern mit perfekt gestylten Menschen unter Druck geraten können. Alleine bei  Facebook werden stündlich 10 Mio. Fotos hochgeladen und mit durchschnittlich 200 Freunden pro Nutzer geteilt. So muss man sich nicht nur mit den Stars, sondern auch ständig mit Freunden und Gleichaltrigen messen und sich möglichst im besten Licht darstellen. Durch die idealisierte Darstellung der Menschen in den Medien entsteht häufig eine  Unzufriedenheit mit dem eigenem  Aussehen. Dafür ist auch die indirekte Medienwirkung wie der Third-Person-Effekt verantwortlich, welcher aussagt, dass Menschen davon ausgehen, dass ihre Mitmenschen stärker als sie selbst von den Medien beeinflusst werden und dann durch diese idealisierten Medienbilder stärkere Erwartungen an ihre Umwelt und somit auch an sie haben. Dies führt dann vermehrt zu Selbstwertproblemen, oftmals in Kombination mit einer Körperschemastörung, was die Entstehung von Essstörungen begünstigen kann.[6]

 

 

Eine repräsentative Studie (DEGS1) zur Gesundheit der Erwachsenen in Deutschland zeigt auf,  dass 1,5 % der Frauen und 0,5 % der Männer an einer Essstörung leiden, wobei die Dunkelziffer bei Männer deutlich höher liegen dürfte. Diese schwere psychische Erkrankung hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, besonders beim männlichen Geschlecht. [7]

Die immerzu verfügbaren sozialen Netzwerke verbinden uns sowohl mit Menschen aber sie schaffen auch Vergleichs- und Konkurrenzsituationen und bringen daher auch große Herausforderungen mit sich.

Wie entwickeln wir ein ausgewogenes Selbstbild?

Inmitten dieser vielen tollen aber oftmals geschönten Bildern ein ausgewogenes Selbstbild zu entwickeln, stellt uns immer wieder vor eine neue Herausforderung. Dadurch dass wir den Wert den wir uns und auch den anderen geben, von einer äußerlich perfekten Erscheinung und schönen Fotos abhängig machen, reduzieren wir die Wirklichkeit  aber sehr. Menschen die wir bisher nur von Bildern kannten, wirken in der Realität oftmals ganz anders, als das Bild vermittelt hat. Schönheit entsteht eben durch die vielen Facetten die einen Menschen ausmachen z.B. die Art wie er sich bewegt,  redet, die individuelle Köpersprache und seine Ausdrucksweise von Emotionen. Dies alles kann schön sein und wird in gestellten Bildern und Szenen gar nicht oder nur bruchstückartig vermittelt.[8]

Der wichtigste Faktor für die Entwicklung eines gesunden Körperbildes ist ein unterstützendes persönliches Umfeld.  Durch den Austausch mit wichtigen Bezugspersonen wie Eltern, Lehrern, Freunden  oder dem Lebenspartner über die eigenen Wahrnehmungen und inneren Repräsentationen,  kann eine Veränderung im Körperbewusstsein erfolgen.[9] Dies hilft ein Bewusstsein für den Körper als unser tägliches Werkzeug und Zuhause zu schaffen, der täglich viel für uns leistet. Es  unterstützt zudem einen achtsamen und verantwortungsvollen Umgang mit dem eignen Körper z. B. durch ausgewogene, genussvolle Ernährung und Bewegung.[10]

Die Förderung gesünderer Lebensstile und  Körperbilder ist aber die Aufgabe aller Akteure der Gesellschaft. Besonders Bildungs-, Familien-  und Medienpolitik sollten Projekte initiieren, die auf Langzeitsicht das Denken der Bevölkerung über das derzeit bestehende Schönheitsideal verändern, anstatt womöglich indirekt ein gefährliches Schönheitsideal zu publizieren.  Einen  guten Anfang lieferte im März 2008  die Nationale Charta der Mode-und Textilbranche  mit der Initiative  Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlankheitswahn , welche durch das Bundesministerium für Gesundheit im Dezember 2007 gegründet wurde. Diese soll die Vielfältigkeit der Konsumenten in der Mode aufgreifen und dies sowohl in der Produktion und Werbung für Kleidung umsetzen.  Man möchte so einen Bewusstseinswandel der Öffentlichkeit im Bezug auf die Unterschiedlichkeit des Körperbildes schaffen.[11]

Zu der gesellschaftlichen Dimension hat aber auch jeder einzelne Mensch eine persönliche Verantwortung etwas zu positiven Körperbildern und dem gängigen Schönheitsideal beizutragen. Jeder Einzelne sollte sich überlegen, wie schnell einem, meist sogar unbeabsichtigt, Aussagen zum Aussehen oder dem Körpergewicht von anderen über die Lippen gehen, die sehr verletzend sein und langanhaltend wirken können. Ein wohlwollender, vorausschauender und achtsamer Umgang miteinander ist in diesem  Sinne sicher auch eine gute Form von Prävention, die in der Hand jedes Einzelnen liegt.

[1] Vgl. www.zeit.de, (13.10.16).

[2] Vgl. www.alltagsforschung.de, (13.10.16).

[3] Vgl. www.statista.com (13.10.1&)

[4] Vgl. Groß, P./Müller, S./Steinmetzger, J.: 2007, S. 181.

[5] Vgl. www.neurologen-und-psychiater-im-Netz.de, (13.10.16).

[6] Vgl. Dohle, M.:2013, S. 181.

[7] Vgl. www.neurologen-und-psychiater-im-Netz.de, (13.10.16).

[8] Vgl. www.zeit.de, (14.10.16).

[9] Vgl. www.ines-brock.de, (14.10.16).

[10] Vgl. Lowigus, M.: 2014, S. 55.

[11] Vgl. ebenda.

 

 

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