By Published On: 3. Mai 2018Categories: Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft

Wie wir bereits in Teil 1 erfahren haben, sind die aktuellen Arbeitsweisen in der Berufswelt nicht unbedingt förderlich für die Leistungsfähigkeit introvertierter Mitarbeiter. Deshalb möchte ich ein paar ihrer Stärken aufzeigen und beleuchten, wie diese Stärken, Unternehmen nützlich sein können.

 

Vorsicht:

Introvertierte gehen behutsam auf ihre Gegenüber ein und nutzen nicht permanenten Druck. Ihnen ist es wichtig einen respektvollen Abstand zu bewahren, um sich selbst und den Gesprächspartner nicht einzuengen. Außerdem meint die Vorsicht von Introvertierten, durchdachte Inhalte von sich zu geben. Die Stärke lässt sich hier aus dem Streben nach Sicherheit ableiten. Da durch bewusstes abwägen, Risiken vermieden oder zumindest möglichst klein gehalten werden.[1] Beispielsweise bei der Umsetzung von Innovationen, kann es von Vorteil sein eine vorsichtige Persönlichkeit im Team zu haben. Während andere Teammitglieder überschwänglich von den Erfolgsaussichten reden, durchdenkt der Introvertierte die möglichen Risiken. Es wird abgewogen wie diese zu vermeiden sind oder ob es überhaupt sinnvoll ist ein Risiko einzugehen. Allerdings hat hier die Teamleitung die Aufgabe, den introvertierten Mitarbeiter mit in den Prozess einzubeziehen und ihm die Zeit zu geben seine Meinung kund zu tun.

 

Konzentration:

Die Tatsache das introvertierte Personen weniger äußere Reize benötigen, führt zu einer hohen Konzentrationsfähigkeit mit der sie Beschäftigungen über einen langen Zeitraum innig nachgehen können, ohne sich ablenken zu lassen. Folgendermaßen fällt ihnen die Bearbeitung von Aufgaben leichter und die Qualität nimmt zu. Bei der Beschäftigung mit einem Thema, ist es ihnen somit möglich ein hohes Expertenwissen zu erlangen.[2] Beispielsweise kann dies hilfreich für Unternehmen sein, wenn sie Personal aus dem Ausland beschaffen wollen. Hier ist eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem Thema notwendig, um sich das nötige Know-how anzueignen. Darunter fällt die Rechtsgrundlage, ausführliche Kenntnisse zur Schulausbildung im jeweiligen Land oder Anwerbestrategien.

 

Unabhängigkeit:

Introvertierte Menschen besitzen die Eigenschaft nicht auf die Bewertungen von anderen Menschen angewiesen zu sein. Durch diese Unabhängigkeit fällt es Introvertierten leichter Selbstständig zu arbeiten ohne ständig auf der Suche nach Rückmeldungen sein zu müssen.[3] Dadurch können Abteilungsleiter entlastet werden in dem sie nicht ständig Anweisungen geben müssen, was wiederum Zeit spart und somit den Arbeitsprozess verbessert. Außerdem kann durch diese innere Freiheit die Aufgabenlösung erweitert werden, die über das schlichte abarbeiten hinausgeht. Anhand des Beispiels zur Personalbeschaffung aus dem Ausland soll ein introvertierter Mitarbeiter herausfinden, an welchen Schulen die qualifiziertesten IT-Spezialisten ausgebildet werden. Zusätzlich könnten noch Lösungsvorschläge entwickelt werden, wie diese Absolventen gleich für das Unternehmen angeworben werden. Somit ergibt sich aus Selbstständigkeit eine gewisse Kreativität.

 

Beharrlichkeit:

Mit anderen Worten handelt es sich um eine zielgerichtete Form der Geduld, bei der einer Sache oder einer Idee trotz widerständen nachgegangen wird. Durch die wie bereits erwähnte hohe Konzentrationsfähigkeit fällt es Introvertierten leichter sich auf eine Sache länger zu Konzentrieren und diese Intensiv zu verfolgen, somit ergibt sich ein Zusammenspiel der zwei Stärken.[4] Gerade bei schwierigen Arbeitsprozessen mit zu erwartenden Widerständen, kann diese Beharrlichkeit einen hohen Wert für Unternehmen haben. Zum Beispiel erfordern die aktuellen Forschungen für Elektroautos eine hohe Innovations- und Forschungsbereitschaft, bei denen auch mit Rückschlägen zu rechnen ist. Introvertierte können hier den Vorteil ihrer Beharrlichkeit mit sich bringen, um möglichst viele Versuche der verschiedensten Techniken durchzuführen und trotz eventueller Misserfolge an der Sache dran zu bleiben.

 

 

Einfühlungsvermögen:

Introvertierte Menschen können durch ihre Intuition erkennen welche Bedürfnisse der Gegenüber hat und was ihm wichtig ist. Durch diese sogenannte Empathie, ist es ihnen möglich ein Anliegen von zwei Seiten aus zu betrachten. Da sie Konflikte meiden, streben sie nach gemeinsamen Lösungen. Somit gelingt es ihnen das Vertrauen ihrer Mitmenschen schnell zu gewinnen.[5] Zum Beispiel bei der Mitarbeiterführung könnte es sinnvoll sein, Personalberater mit einem hohen Einfühlungsvermögen hinzu zu ziehen. Die Mitarbeiter erfahren durch so eine Person ehrliche Aufmerksamkeit, da es Introvertierten möglich ist zu erkennen was dem Gegenüber wichtig ist. Durch das Selbstlose denken von Introvertierten können sie nach gemeinsamen Kompromissen suchen und Konflikte vermeiden, was das Mitarbeitervertrauen fördert. Daraus ergeben sich positiv gestimmte Mitarbeiter, was wiederrum zu einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit und damit auch größerem Unternehmenserfolg führen kann.

 

Fazit:

Im ersten Teil dieses Themas konnten wir lernen, dass die Arbeitswelt eher Extravertierte Züge aufweist, in der es für introvertierte Menschen nicht leicht ist auf sich Aufmerksam zu machen. Hier liegt es an den Introvertierten und den Unternehmen etwas dagegen zu tun. Zum einen müssen sich die Introvertierten selbst bemerkbar machen, z.B. durch ein persönliches Gespräch mit dem Chef, in dem in aller Ruhe von den eigenen Charakterzügen berichtet wird. Zum anderen liegt es an den Unternehmen introvertierte Mitarbeiter zu unterstützen und ihnen nicht Extravertiertes Verhalten aufzuzwängen. Beispielsweise kann man das Berufsleben eines introvertierten durch einen ruhigen Arbeitsplatz, anstatt in mitten eines Großraumbüros, angenehmer gestalten. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass kein Mensch zu 100 Prozent Intro-oder Extrovertiert ist, es handelt sich vielmehr um eine Tendenz zu einer der beiden Dimensionen.[6] Demnach kann also auch eine extrovertierte Person Eigenschaften von introvertiertem Verhalten aufzeigen.

Wie zu erkennen ist bietet das Thema der Introvertiertheit noch viele weitere wichtige Aspekte (z.B. noch mehr Stärken, Fördermöglichkeit oder Hindernisse, etc.), die allerdings mittels eines Blogbeitrags unmöglich ausführlich zu behandeln sind. Schlussendlich besitzt jeder Mensch gewisse Stärken und Schwächen. Es liegt daran die jeweiligen positiven und negativen Eigenschaften zu erkennen und dies ist nicht nur Aufgabe der Unternehmen, auch die Menschen selbst sollten sich mit sich befassen und sich ihrer Stärken bewusstmachen.

Wer selbst introvertiert ist oder mehr über dieses umfassende Thema erfahren möchte, dem kann ich folgende Buchempfehlung nahelegen:

Susan Cain: Still – Die Kraft der Introvertierten

 

Fußnoten:

[1] Vgl. Löhken, S.: 2012, S. 49-50.

[2] Vgl. Löhken, S. In. Fiedler, M.: 2013. URL: http://www.sueddeutsche.de/karriere/karriere-tipps-so-punkten-introvertierte-im-job-1.1661081 (25.04.2018).

[3] Vgl. Löhken, S.: 2012, S. 59.

[4] Vgl. Löhken, S.: 2012, S.60.

[5] Vgl. Löhken, S.: 2012, S. 62-63.

[6] Vgl. Kullmann, K.: 2015. URL: http://www.spiegel.de/spiegelwissen/psychologie-staerken-der-introvertierten-a-1042417.html (01.05.2018)

 

Literatur- und Quellenverzeichnis:

Fiedler, M.: So punkten Introvertierte im Job. April 2013. URL:

http://www.sueddeutsche.de/karriere/karriere-tipps-so-punkten-introvertierte-im-job-1.1661081 (25.04.2018).

Kullmann, K.: Introvertierte. Leise Töne, starke Wirkung. Juli 2015. URL:

http://www.spiegel.de/spiegelwissen/psychologie-staerken-der-introvertierten-a-1042417.html (01.05.2018).

Löhken, S.: Leise Menschen – starke Wirkung. Wie sie Präsenz zeigen und Gehör

finden. 2012. Offenbach.

 

Bildnachweis:

Beitragsbild.: Pixabay. URL:

https://pixabay.com/de/fenster-frau-erwachsenen-menschen-3315768/ (01.05.2018).

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