By Published On: 11. März 2016Categories: Wiki

Die Arbeitspsychologie setzt sich mit der Beschreibung, Erklärung und Vorhersage des Erlebens und Verhaltens von Individuen in Arbeitssituationen auseinander. Aufgrund dessen stellt sich die Frage nach den Bestimmungsmerkmalen von „Arbeit“. Was trennt „Arbeit“ von Freizeit, Spiel oder Vergnügen?[1] Originär stellt man „Arbeit“ mit Mühe, Plage und Kraftaufwand auf eine gleiche Ebene. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, muss gezwungenermaßen gearbeitet werden. Darüber hinaus bedeutet „Arbeit“ jedoch auch Wirkungs- und Gestaltungsfeld, sie gibt unserem Leben einen Sinn und Gehalt. „Arbeit“ selbst ist Leben. Diese beiden essenziellen Gesichtspunkte menschlicher „Arbeit“ sind nicht bedingungslos als antagonistisch zu betrachten.[2] Darüber hinaus zeigen weitere klassische Arbeitsbegriffe zusätzliche Aspekte auf (siehe Abb. 1).[3]

Auswahl von Arbeitsbegriffen

Abbildung 1: Auswahl von Arbeitsbegriffen (Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Giese, F.: 1927, S. 450, Rohmert, W.: 1972, S. 4, Fürstenberg, F.: 1975, S. 140, Schmale, H.: 1983, S. 83.)

 

Zusammenfassend ist „Arbeit“:

  • eine zielgerichtete Tätigkeit und zweckrationales Handeln,
  • eine Daseinsvorsorge, welche zur Schaffung optimaler Lebensbedingungen dient,
  • mit gesellschaftlichem Sinngehalt versehen und aufgabenbezogen,
  • ein vermittelnder Prozess zwischen Mensch und Umwelt, welcher sich in verändernden und eingreifenden Tätigkeiten äußert.[4]

 

Die „Arbeit“ als eine existenzbestimmende Lebensäußerung eines Individuums ist immer Tätigkeit, welche die gegenständliche Umwelt genauso verändert, wie das Individuum, das diese ausführt.[5] Dahingehend sind Arbeitstätigkeiten raum-zeitlich dimensioniert, ereignen sich in spezifischen Situa-tionen, sind psychisch reguliert und äußern sich in charakteristischen Verhaltensweisen. Mit dieser operationalen Definition gelingt es, erste Analysezugänge, wie bspw. Arbeitssituationen, die räum-lich-zeitliche Bedingungen der „Arbeit“, die psychische Struktur und Regulation menschlicher „Ar-beit“ und Verhaltensweisen, zu benennen.[6] Für die Arbeitspsychologen ist nun von Bedeutung, dass sie sich Gedanken darüber machen müssen, durch welche Kriterien Situationen als Arbeitssituationen charakterisierbar sind, denn Arbeitssituationen lassen sich nicht autonom durch die stimulativen Aspekte (Reize, Belastungen, Stressoren usw.) beschreiben, sondern mehrheitlich durch den Cha-rakter der sie bestimmenden Aufgaben.[7] Ein solcher charakteristischer Aufgabencharakter wird dadurch deutlich, dass im weitest verstandenen Sinne gesellschaftlich nutzbringende Produkte materieller oder immaterieller Art erzeugt werden.[8] Daher unterliegt die Arbeitstätigkeit gesell-schaftlich verankerten ökonomischen Gesetzmäßigkeiten und nützt dem Arbeitenden zur Sicherung seiner Existenz.[9] Die Art der Aufgabenteilung ist von betrieblichen und/oder gesellschaftlichen Organisationsformen abhängig und spiegelt sich in der spezifischen Form der Qualifikationsver-mittlung und im Qualifikationsbedarf, welcher für die Erledigungen der Aufgaben als essentiell unterstellt wird, wider.[10]

Soziale Macht- und Herrschaftsansprüche stehen mit der Arbeitstätigkeit in Verbindung, welche sich in der gesellschaftsspezifischen Wertung und Bewertung der Tätigkeit, sowie ebenfalls in der De-finition der eigenen Rolle innerhalb der Gesellschaft verdeutlichen.[11] Die verwendeten Arbeits-mittel und technischen Ausrüstungen, welche zur Erledigung der Aufgaben herangezogen werden, sind nicht nur Gradmesser für den Entwicklungsstand menschlicher Arbeitskraft, sondern darüber hinaus ebenfalls ein Charakteristikum der charakteristischen Arbeits- und Lebensgewohnheiten einer Gesellschaft.[12] Zusätzlich entwickeln sich in der Arbeitstätigkeit jedoch auch Fähigkeiten, Fertig-keiten, Einstellungen und Kenntnisse (Qualifikationen). Demzufolge gehen Veränderungen in den Arbeitstätigkeiten, in den Aufgaben, den Arbeitsmitteln, den Arbeitsumgebungsbedingungen mit der Verschiebung der individuellen Qualifikationsstruktur einher.[13] Aufgrund dessen, dass sich die Arbeitstätigkeit auf die Verwirklichung eines Ziels richtet, sind die Planung und die Kontrolle der Teil- bzw. Endergebnisse unerlässlich. Darüber hinaus muss das Ziel der Handlung ideell oder wenigstens anschaulich vorgegeben sein.[14]

 

Fazit und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass der Begriff Arbeitstätigkeit keine Häufung sinn-gleicher oder sinnähnlicher Ausdrücke darstellt. Vielmehr werden konventionelle Definitionen, wel-che „Arbeit“ ausschließlich als zweckgerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit von Individuen verstehen, welche für andere von Wert ist, der Varianz des Gegenstandsbereichs „Arbeit“ nicht ge-recht und sind um die genannten Beschreibungsmerkmale einer „Arbeit“ als Tätigkeit zu erweitern.[15]

Für viele Individuen steht die Antwort auf die Frage „Wer bist du?“ unmittelbar mit der Frage „Was machst du?“ in Zusammenhang. Es ist sowohl für Frauen wie auch für Männer schwierig, sich für einen Berufsweg zu entscheiden, besonders in der heutigen Zeit, wo das Arbeitsleben starken Ver-änderungen unterworfen ist. So können nur wenige Studenten in den ersten beiden Jahren vor-hersagen, wo sie später einmal arbeiten werden. Im Endeffekt ist man zufrieden, wenn man eine „Arbeit“ gefunden hat, die den eigenen Interessen entspricht und einem das Gefühl vermittelt, etwas zu leisten und kompetent zu sein (siehe Abb. 2).[16]

Building

Abbildung 2: Zufriedenheit am Arbeitsplatz (Quelle: Pixabay (15. Januar 2016), https://pixabay.com/de.)

Verweise

[1] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 50.

[2] Vgl. Lewin, K.: 1920, S. 11ff.

[3] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 51.

[4] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 51.

[5] Vgl. Leontjew, A. N.: 1973.

[6] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 51.

[7] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 51f.

[8] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[9] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[10] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[11] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[12] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[13] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[14] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[15] Vgl. Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: 2012, S. 52.

[16] Vgl. Gable, S. L./Gonzaga, G. C./Strachman, A.: 2006, S. 904ff.

Literaturverzeichnis

Fürstenberg, F.: Konzeption einer interdisziplinär organisierten Arbeitswissenschaft. Göttingen. 1975

Gable, S. L./Gonzaga, G. C./Strachman, A.: Will you be there for me when things go right? Supportive Responses to positive Event disclosures. In: Journal of Personality and Social Psychology. 91. 2006, S. 904-917

Giese, F.: Methoden der Wirtschaftspsychologie. In: Abderhalden, E. (Hrsg.): Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden. Berlin 1927, S. 450

Leontjew, A. N.: Probleme der Entwicklung des Psychischen. Frankfurt. 1973

Lewin, K.: Die Sozialisierung des Taylorsystems. In: Praktischer Sozialismus. 4. 1920, S. 11-36

Rohmert, W.: Aufgaben und Inhalt der Arbeitswissenschaft. In: Die berufsbildende Schule. 24. 1972, S. 3-14

Schmale, H.: Psychologie der Arbeit. Stuttgart. 1983

Sonntag, K./Frieling, E./Stegmaier, R.: Lehrbuch Arbeitspsychologie. 3. Auflage. Bern. 2012

Internetquellenverzeichnis

Pixabay: Mitarbeiter. 2013. URL: https://pixabay.com/de/geb%C3%A4ude-joy-planung-pl%C3%A4ne-1080591/ (15. Januar 2016).

Beitragsbild: Ulber, M.: 2016

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