By Published On: 2. Oktober 2021Categories: Psychologie

Ein modisches Outfit und ein wunderschönes Gesicht, lange Wimpern, volle Lippen und dazu noch ein strahlend weißes Lächeln – jeden Tag werden wir auf Instagram sowie auch auf weiteren sozialen Medien mit dem Schein nach Perfektion konfrontiert. Das Gefühl, dass alle auf diesen Bildern ein unbeschwertes, erfülltes und vor allem ästhetisches Leben führen und das, ohne jemals einen Makel an sich erkenntlich zu machen, lässt die Frage aufkommen, wie das bloß möglich ist und für wen es wohl mehr psychische Belastung darstellt: für die „normalen“ Nutzer dieser Plattform, oder für die, welche fast schon krankhaft versuchen mit der Schokoseite voraus durchs Leben zu gehen. Wie die heutige Generation Schönheit fast allem vorzieht und was die Diagnose BDD bedeutet, soll in diesem Beitrag thematisiert werden.

Instagram & der Vergleich mit anderen

Laut einer Studie dauert es maximal eine Stunde, bis der erste Blick früh morgens aufs Handy fällt. Ein Großteil erledigt das sogar noch direkt im Bett. (MindTake, 2017) Eine hohe Anzahl an Menschen startet demnach den Tag, indem sie tausende von Beiträgen und Bildern auf sie einprasseln lassen. Neues Material sich wieder vergleichen zu können und mit eingeschüchtertem Gefühl das Bett zu verlassen. Dass Korrelationen zwischen Instagram und den Bedenken bezüglich des Körperbilds bestehen, was sowohl ein Unwohlsein im eigenen Körper als auch Depressionen auslösen kann, besteht, ist mittlerweile bekannt. (Genevieve Pepin, 2015) Doch wie wird eine Generation, die ihr Make-up täglich aufträgt, so selbstverständlich als würde sie Socken anziehen, jemals akzeptieren, dass sie auch irgendwann anfangen zu altern? Ein Erfahrungsbericht eines Arztes erzählte von dem Nervenzusammenbruch einer dreißig-jährigen schlanken und ansehnlichen Frau, die verheult ihr Bett nicht mehr verlassen konnte, weil sie Fotos von sich selbst ansieht als sie zwanzig war, und deshalb das Gefühl hat es viel schwerer zu haben. Sie wird von Männern nicht mehr eingeladen, auch auf keine Partys mehr, was der Arzt als Dysmorphophobie (BDD) diagnostizieren wollte, was ein krankhaftes Unwohlsein im eigenen Körper beschreibt. (Hakimi, 2012)

Das Streben nach Schönheit um jeden Preis

Es ist kein Geheimnis, dass Menschen, die als attraktiv empfunden werden es im Leben meist leichter haben. So bekommen, wie Untersuchungen zeigten, hübsche Babys von ihren Müttern mehr Aufmerksamkeit als Säuglinge mit einem weniger ansprechenden Äußeren. Lehrer bevorzugen schöne Schüler, und schöne Erwachsene machen eher Karriere als hässliche. Entsprechend ist das Streben nach Schönheit ein Phänomen, das sich durch alle Epochen und alle Kulturen zieht. Das Einzige was die heutige Generation von damals unterscheidet, ist dass Schönheit jedoch nicht mehr als Geschenk Gottes angesehen wird, sondern als Ergebnis konsequenter Arbeit, auch mit Mitteln der ästhetischen Medizin. (Kraus, 2018) Die Tatsache das die Anzahl der Schönheits-OPs sich seit 2010 fast verdoppelt haben ist demnach keine Überraschung. (ISAPS, 2020)

Menschen mit BDD

Wenn das Unwohlsein in der eigenen Haut zur Krankheit wird spricht man von BDD oder Body Dysmorphic Disorder bzw. Dysmorphophobie, welche die gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers beschreibt und auch als eingebildete Hässlichkeit gilt. Meist beziehen sich Erkrankte hierbei auf einen bestimmten Körperteil oder ein Merkmal, wie beispielsweise eine laut ihnen zu große Nase, schlechte Haut oder zu stämmige Beine. Etwa 2,4 Prozent der Bevölkerung leiden darunter, wobei zu erwähnen ist, dass ebenso häufig Männer wie auch Frauen davon betroffen sind. Aufgrund der Angst für Eitel gehalten zu werden die obsessiven Gedanken jedoch oft geheim gehalten, wodurch sich die Personen immer mehr zurückziehen und es in Extremfällen sogar zu Selbsttötung führen kann. BDD kann sowohl genetische Zusammenhänge aufweisen sowie durch Traumata wie sexuellen Missbrauch oder Mobbing ausgelöst werden, indem das erlebte Leid auf ein bestimmtes Körperteil projiziert wird und Betroffene die Wirklichkeit in vielen Fällen tatsächlich anders wahrnehmen als ihre Umgebung. Da BDD oft mit anderen Störungen wie Depressionen, Zwangs- oder Essstörungen miteinhergeht ist besondere psychologische Betreuung notwendig. (Tulner, 2021)

Fazit

Die Aufforderung mit dem Vergleich aufzuhören, sich darüber bewusst zu werden, dass Bilder auf Instagram nicht der Wirklichkeit entsprechen, da sie perfekt inszeniert und bearbeitet wurden sind Ratschläge, die man zwar sehr oft hört, in schwachen Momenten jedoch gern ignoriert. Die Zahl der Menschen, die etwas an ihrem Aussehen auszusetzen haben, steigt aufgrund des immer mehr verbreiteten und angestrebten Schönheitsideals. Generell wäre es demnach schön die Individualität in den Vordergrund zu rücken und Unvollkommenheiten mehr wertzuschätzen. Was Instagram betrifft kann man für sein eigenes Wohl sorgen, indem man Personen von seinem Profil entfernt bzw. entfolgt, die einem aufgrund von Realitätsverlust kein gutes Gefühl vermitteln. Besonderes positive Inhalte, lustige Beiträge, die einen zum Lachen bringen, Inspirationen für Hobbies wie Rezepte, Einrichtung oder Sport sollten dazu dienen inspiriert, statt eingeschüchtert in den Tag zu starten.

Literatur

Genevieve Pepin, N. E. (2015). Facebook, Instagram, Pinterest and co.: bodyimage and social media.

Hakimi, R. (2012). Der Fluch der Schönheit.

ISAPS. (November 2020). statista. Von The international study on aesthetic. Cosmetic procedures performed in 2019, Seite 12. abgerufen

Kraus, D. (Februar 2018). Die Vermessung der Schönheit. derma aktuell.

MindTake. (November 2017). statista. Von Mobile Communications Report 2017: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/987871/umfrage/dauer-bis-zur-ersten-handynutzung-am-tag-in-oesterreich-nach-geschlecht/ abgerufen

Tulner, A. (August 2021). Eingebildete Hässlichkeit. Psychologie, S. 54.

Beitragsbild: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-im-schwarzen-langarmhemd-das-schwarzen-keramikbecher-halt-4612142/

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