By Published On: 11. Juni 2016Categories: Gesundheit, Psychologie, Wirtschaft

Alkohol ist dein Sanitäter in der Not

Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot

 

Diese Liederzeilen von Herbert Grönemeyer beschreiben eine Metapher von einem Gewohnheitsalkoholiker. Ein auf und ab bis die endgültige Megawelle einen mitzieht in die dunklen Tiefen der totalen Abhängigkeit. Dann folgt: „Alkohol ist das Schiff, mit dem du untergehst“. Diese Zeilen hören sich nicht nur gruselig an, sondern sind für viele Menschen die nackte Realität. Was Alkohol mit Menschen anrichtet und wie sich die Droge langsam in das eigene Leben fressen kann, diese harten Fakten möchte ich gerne mit ihnen die kommenden Wochen teilen.

Ich möchte Sie mit diesem Artikel nicht missionieren oder den Moralapostel spielen, denn auch ich trinke ab und zu ein Glas Bier oder Wein.

In diesem ersten Teil meiner Beitragsreihe „Alkohol ist nicht immer dein Rettungsboot“ möchte ich vielmehr, auf die sehr deutlich sichtbaren und nachweisbaren Gefahrenquellen hinweisen. Seit vielen Jahren wird anhand von Zahlenwerken, Studien und Statistiken das enorme Gefahrenpotenzial öffentlich zugänglich gemacht. Das tägliche konsumieren von Alkohol ist nicht normal. Dieser Zustand ist aber in unserer Gegenwart zur Selbstverständlichkeit geworden und wird zudem medial gut vermarktet und damit gezielt gefördert. Die schleichenden Langzeitschädigungen die über Jahrzehnte entstehen können, werden ignoriert und anschließend zu einem späteren Zeitpunkt dann hingenommen.

Ich möchte Sie mit diesem Artikel sensibilisieren und auffordern, über ihren eigenen Konsum von alkoholischen Getränken nachzudenken. Ist eine Flasche Wein pro Woche zu viel oder fällt es mir schwer, eine wöchentliche Abstinenz durchzuhalten?

Dies können Sie eigenständig anhand einem Selbsttest herausfinden:

http://www.kenn-dein-limit.de/selbst-tests/alkohol-selbst-test/

Der übermäßige Konsum von Alkohol und das Gefahrenpotenzial wird leider nach wie vor in unserer Gesellschaft verharmlost und ignoriert. Wer bei Feierlichkeiten oder auch nur in der Gaststätte zum Wasserglas greift, wird nicht selten entweder belächelt oder erhält unangebrachte Kommentare.

Das immense Sucht- und Gesundheitsgefahrenpotenzial ist immer noch mit einer zu weichen Gesetzgebung umhüllt. Die zahlreichen Studien und Statistiken belegen die verheerenden Gesundheitsrisiken und zeigen auf, was der Konsum von Alkohol und deren Nebenwirkungen mit uns Menschen anrichten kann. Nicht nur die hohen Sterblichkeitsraten sind erschreckend, sondern auch die jährlich steigenden Gesundheitskosten sind inakzeptabel.

Sie rechtfertigen ein zügiges Umdenken und Handeln seitens der Politik und der Allgemeinheit, mit dem Genuss von alkoholischen Getränken verantwortungsbewusster umzugehen. Etwa 74.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland und knapp 9,5 Millionen Menschen weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf.

Die paradoxe Doppelmoral, mit der unser Staat auf der einen Seite satte Gewinne aus der Alkoholsteuer erzielt und auf der anderen Seite mehr als das 10-fache des Gewinns wiederum für Gesundheitskosten ausgibt, halte ich persönlich für unhaltbar, verantwortungslos und nicht mehr konform mit unserem jetzigen demokratischen Wertesystem. Es kann und darf nicht sein, dass nur wirtschaftliche Interessen noch im Vordergrund stehen! Der volkswirtschaftliche Schaden durch den Missbrauch von Alkohol betragen ca. € 27 Mrd. pro Jahr.[1]

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Abb. 1

Alkohol verursacht und birgt Risiken, die nicht nur den eigenen Körper betreffen. Er hat ganz vielfältige Erscheinungsbilder und beteiligte Akteure. Die Betroffenen sind meistens Angehörige, ganze Freundeskreise oder sogar bei verursachten Unfällen durch den erhöhten Konsum von Alkohol unschuldige Mitbürger. Auch werdende Mütter unterschätzen die erheblichen Risiken durch den Konsum. shutterstock_252756022

Etwa 80% konsumieren Alkohol in der Schwangerschaft. Viele Kinder in Deutschland erblicken das Licht der Welt mit gesundheitlichen Schäden.[2]

Alkohol verwandelt so machen Menschen in einen Straftäter und hat bei verschiedenen Delikten die Hände mit im Spiel. Der übermäßige Konsum der Droge fördert Aggressivität, häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch. Jede dritte Straftat in 2012 wurde in Deutschland unter Alkoholeinfluss verübt. Es gibt viele gute Gründe, mit der Droge Alkohol bewusster umzugehen und mehr auf das vorhandene (Über-)Angebot an alternativen alkoholfreien Getränken umzusteigen. Solange jedoch der Alkohol überall so günstig zu erwerben ist, wird Alkohol zur Einstiegsdroge Nummer eins.[3]

Aus diesen Gründen sollte der Umgang mit Alkohol zukünftig neu überdacht werden und einschneidende Änderungen seitens unserer Volksvertretung erfolgen. Ansonsten können für zukünftige Generationen nicht nur unüberschaubare Gesundheitskosten die Folge sein. Die stark zunehmenden psychischen Krankheiten durch den übermäßigen Konsum von Alkohol und anderen Drogen/Betäubungsmitteln sind bereits jetzt erschreckend. Das zeigen detaillierte Studien im Fehlzeitbericht 2013. Dieser Fehlzeitreport wird jährlich in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule im Auftrag vom wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) erstellt. Er zeigt eine gravierende Zunahme von Drogenproblemen (Alkohol, Medikamenten, Nikotin etc.) in unserer Arbeitswelt sowie die schwerwiegenden Folgen. Mittlerweile greifen ca. 10 Prozent aller Beschäftigten auf illegale Substanzen zurück.[4]

 

Welches Ausmaß und Nebenwirkungen der übermäßige Konsum von Alkohol in der Arbeitswelt hat, dass erfahren Sie im zweiten Teil meiner Beitragsreihe Alkohol ist nicht immer dein Rettungsboot.

Weitere Informationen:

Literatur:

Badura, B/Ducki, A/Schröder, H/Klose, J/Meyer, M.: Fehlzeiten-Report 2013. Berlin. 2013, S. 70-72.

Internetquelle:

http://www.kenn-dein-limit.de/selbst-tests/alkohol-selbst-test/ (Zugriff am 29.05.2016)

[1] http://www.bmg.bund.de/glossarbegriffe/a/alkohol.html (Zugriff am 29.05.2016)

[2] http://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_news_652_1_1291_alkohol-in-der-schwangerschaft-lebenslange-folgen-f-r-das-kind.html (Zugriff am 29.05.2016)

[3] http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/2013/PKS2012.pdf;jsessionid=26CE812D6C32780A5EB3CA481BA77423.2_cid373?__blob=publicationFile (Zugriff am 26.05.2016)

[4] http://www.wido.de/fileadmin/wido/downloads/pdf_praevention/wido_pra_fzr13_abstracts_0813.pdf (Zugriff am 29.05.2016)

 

Bildernachweise: 

Abb. 1 : Statistisches Bundesamt via Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/151369/umfrage/einnahmen-aus-den-spezifischen-verbrauchsteuern/ (Zugriff am 30.05.2016

Shutterstock (Lizenz vom Autor kostenpflichtig erworben)

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