By Published On: 27. November 2017Categories: Wiki

Ayurveda-Tee, ayurvedische Gewürze, Ayurvedamassage, irgendwie hat man all diese Begriffe schon mal gehört, doch im Allgemeinen weiß man oft nicht so recht, was eigentlich damit gemeint ist. Viele Menschen bringen Ayurveda direkt mit Indien und möglicherweise mit einer Religion in Verbindung. Oft hört man, dass Ayurveda eine bestimmte Ernährungsform, oder auch eine Art von Wellnessanwendung sei. Doch was genau ist Ayurveda? Diese Frage soll der Artikel beantworten, indem er einen umfassenden und zugleich komprimierten Überblick über die zentralen Merkmale der Thematik liefert.

Definition & Geschichte

Wenn man das Wort Ayurveda einmal genauer betrachtet, lässt es sich in zwei Wortstämme unterteilen. Ayus, was Zeitspanne, oder auch Leben bedeutet und Veda, was übersetzt Wissen heißt.[1] Ayurveda ist somit das Wissen, oder anders gesagt, eine Wissenschaft vom Leben, welche dem Menschen ermöglichen soll, ein langes, gesundes und glückliches Leben zu führen.[2] In Indien ist Ayurveda eines der umfassendsten medizinischen Systeme und hatte zu großer Wahrscheinlichkeit sogar starke Einflüsse auf andere Medizinformen, wie beispielsweise der chinesischen Medizin.[3] Auch wenn sich die jahrtausend alten Wurzeln des Ayurvedas historisch und geografisch betrachtet nach Indien zurückverfolgen lassen, ist Ayurveda im Kern universell.[4]  Die alten ayurvedischen Schriften besagen, dass die Medizin auf zeitlosen Naturgesetzen beruht und daher überall und zu allen Zeiten gültig ist. Zudem soll Ayurveda im eigentlichen Sinne weder mit einer bestimmten Zivilisation, noch mit einer Religion oder einer Glaubensform in Verbindung gebracht werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass Ayurveda als die Gesamtheit der naturgemäßen Prinzipien von Heilung und Gesunderhaltung verstanden werden kann.[5]

Formen der Behandlung

Im Ayurveda bestehen verschiedene Behandlungsansätze zur Therapie. Es lassen sich dabei besänftigende Formen, reinigende und aufbauende Verfahren unterscheiden.[6]

Beispiele für konkrete Methoden sind unter anderem:[7]

  • Eine individuell auf die Person abgestimmte Ernährung
  • Öl-Massagen und Behandlungen
  • Gabe von Heilmitteln aus pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft
  • Ausleitende Verfahren zur Reinigung
  • Yoga, Meditation, Entspannungs- und Atemtechniken[8]

Konstitutionstypen und Doshas

Die sogenannten Doshas spielen im Ayurveda eine zentrale Rolle und sind die Grundlage jeder therapeutischen Maßnahme. Doshas sind drei Wirkkräfte oder auch biologische Prinzipien, die sich aus den 5 Elementen zusammensetzen und die Funktionen sowie den Aufbau des Körpers spezifisch steuern. Bei jedem Menschen stehen diese in einem unterschiedlichen Verhältnis zueinander, so dass bei jedem eine individuelle Konstitution festzustellen ist, welche zum Beispiel von einem, zwei oder auch von allen Doshas dominiert werden kann. [9]

Vergleichen kann man die Doshas mit einem Dreiklang der Musik. Sind die Seiten eines Instrumentes richtig gestimmt, entsteht ein reiner, schöner Dreiklang. Ebenso verhält es sich mit den Doshas; sind die Doshas gestimmt, sind wir voller Lebensfreude, Tatendrang und Zufriedenheit. Sind die Bioenergien jedoch nicht im Lot, so entsteht Missklang und eine sprichwörtliche Verstimmung. In diesem Fall fühlt man sich unwohl, womöglich entsteht sogar eine Krankheit. Ziel der ayurvedischen Therapie ist es, die Balance der Doshas zu erhalten oder wieder aufzubauen.[10] Im Folgenden sollen die Doshas vorgestellt werden.

 

Abbildung 1: Doshas und Elemente                            (Quelle: Eigene Darstellung.)

Vata

Vata setzt sich aus den Elementen Luft und Äther zusammen, wird als das Bewegungsprinzip im menschlichen Organismus definiert und ist eng mit dem Nervensystem verbunden. Einige Attribute sind zum Beispiel: leicht, beweglich, schnell, wach, veränderlich, kühl, trocken und fein. Aus diesem Grund haben Menschen, bei denen Vata vorherrscht eher trockene und rissige Haut. Sie bewegen sich viel und können manchmal ungeduldig, aber vor allem im Geist lebendig, also kreativ und wach sein.[11]

Kapha

Mit Kapha wird das stabilisierende Prinzip verbunden, welches sich aus den Elementen Erde und Wasser zusammensetzt und eng mit dem Lymph- und Immunsystem verknüpft ist. Wichtige Eigenschaften sind unter anderem: süß, ausgeglichen, beständig, weich, kühl, fettig und träge. Menschen mit einem hohen Kapha-Anteil sind eher geduldig, vergebend, schön, pflichtbewusst und aufrichtig, zugleich können sie aber auch etwas schwerfällig und langsam sein.[12]

Pitta

Pitta besteht zum größten Teil aus dem Element Feuer, aber auch aus dem Element Wasser, stellt das Umsetzungs-, oder auch das Stoffwechselprinzip des Körpers dar und hat enge Verbindungen zum Drüsen- und Enzymsystem. Beispielhafte Attribute für Pitta sind: heiß, scharf, flüssig, sauer, bitter und plötzlich auftretend; daher sind Menschen mit einem großen Pitta-Anteil eher hitzig, schwitzen viel und frieren selten, sie neigen zu unreiner Haut und früher Haarergrauung. Außerdem ist der Pitta-Typ oftmals belastungsfähig, dominant, aber auch unbeugsam.[13]

Ayurveda in der heutigen Zeit

Die Ausprägung der ayurvedischen Therapie ist je nach Region und Land unterschiedlich. In Südasien ist Ayurveda beispielsweise staatlich institutionalisiert und bedarf einer mindestens fünfeinhalbjährigen Grundausbildung, auf welche im Idealfall an über 200 Universitäten allein in Indien eine Dissertation und Habilitation folgen kann. Ayurveda bietet daher in vielen Regionen sogar einen Großteil der gesundheitlichen Grundversorgung.[14]

In Deutschland wurde Ayurveda erst in den letzten 15 Jahren bekannter und befindet sich daher noch im Pionierstadium. Es konnten hier zu Lande erste beachtliche Therapieerfolge verzeichnet werden, besonders im Bereich von chronischen und funktionellen Störungen mit psychischer Komponente. Ferner ist es ein großer Vorteil, dass sich die Ayurvedatherapie gut mit der schulmedizinischen Versorgung kombinieren lässt.[15]

Im Westen wird Ayurveda oft mit dem Wellness-Aspekt verbunden. Massagen, Aromatherapien, oder auch Stirngüsse werden in Deutschland immer beliebter, um das eigene Wohlbefinden zu steigern.[16] Man kann gespannt sein, ob und inwiefern sich auch der Aspekt der Heilkunde in den nächsten Jahren etablieren wird.

 

[1] Vgl. Schrott und Schachinger (2005), S. 17.

[2] Vgl. https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ayurveda-wissen/was-ist-ayurveda/ (21.09.17)

[3] Vgl. https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ayurveda-wissen/was-ist-ayurveda/ (21.09.17)

[4] Vgl. Schrott (2009), S. k.A.

[5] Vgl. Schrott und Schachinger (2005), S. 16.

[6] Vgl. https://www.ayurveda-klinik.de/ayurveda-kurz-erlaeutert.html (24.09.17)

[7] Vgl. Rosenberg (2011), S. 34.

[8] Vgl. Ebenda.

[9] Vgl. Rosenberg (2011), S. 11.

[10] Vgl. Schrott (2009), S. k.A.

[11] Vgl. Rosenberg (2011), 12-13.

[12] Vgl. Rosenberg (2011), S. 15-16.

[13] Vgl. Rosenberg (2011), S. 14.

[14] Vgl. Gupta und Stapelfeldt (2013), S. 7.

[15] Vgl. Gupta und Stapelfeldt (2013), S. 7.

[16] Vgl. https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ayurveda-wissen/was-ist-ayurveda/ (21.09.17)

 

Beitragsbild
Eigene Darstellung

Abbildung 1
Eigene Darstellung

Literaturverzeichnis

Gupta, S. N. & Stapelfeldt, E. (2013). Praxis Ayurveda-Medizin. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

Rosenberg, K. (2011). Die Ayurveda-Ernährung. Heilkunst und Lebensenergie mit wohltuenden Rezepten zur Gesundheitsstärkung. München: Südwest.

Schrott, E. (2009). Ayurveda für Gesundheit, Glück und langes Leben. München: Mosaik Verlag.

Schrott, E. & Schachinger, W. (Hrsg.). (2005). Handbuch Ayurveda. Grundlagen und Anwendungen; die traditionelle indische Heilweise umfassend und praxisnah erklärt. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

Internetquellenverzeichnis

Yoga Vidya e.V.. Was ist Ayurveda.
https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ayurveda-wissen/was-ist-ayurveda
(Stand: 21.09.2017)

Ayurveda Klinik Kassel Bad Wilhelmshöhe. AYURVEDA – kurz erläutert.
https://www.ayurveda-klinik.de/ayurveda-kurz-erlaeutert.html
(Stand: 24.09.2017)

 

 

 

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