By Published On: 4. November 2017Categories: Psychologie, Wirtschaft

Vor einiger Zeit lief eine Reportage im Fernsehen, die einen Einblick in die Arbeitswelt im Silicon Valley gewährt hat. Ich war durchaus fasziniert, denn die Arbeitsplätze bei Google, Facebook und Co. haben recht wenig mit dem gemein was ich von meinem eigenen Arbeitsplatz gewohnt bin. Dort gab es nicht nur den ganzen Tag Essen und Getränke umsonst, sondern das Gelände glich mehr einem Ort an dem ich meine Freizeit verbringen würde als einer klassischen Arbeitsstätte. Es gab Tischtennisplatten, Spieleautomaten, einen Eiswagen und den Büroräumen waren Mottos zugeordnet. Dementsprechend waren sie als Baumhaus, Wohnwagen oder ähnliches konzipiert. Mein erster Gedanke war „so etwas will ich auch“. Ich möchte auch auf dem Arbeitsgelände mit meinem Fahrrad von A nach B fahren, in der Mittagspause Sport treiben und in Räumen arbeiten, die zum Entspannen und Verweilen einladen.[1] Jedoch was bringt Arbeitgeber dazu ihr Gelände und Betriebsgebäude auf diese Art auszustatten?

Immer wieder vielen dabei zwei Stichworte: Arbeitsmotivation und möglichst viel Zeit auf der Arbeit verbringen. Allerdings frage ich mich wie eine Arbeit, die mehr zu Freizeitaktivitäten und Spaß animiert dazu führen soll, dass die Arbeitsmotivation und damit die Produktivität steigt. Betrachtet man den Erfolg von Facebook oder Google, muss irgendwas an ihrem Konzept richtig sein. Daher die Frage: Was genau motiviert Arbeitnehmer und wie führt das zu einer besseren Leistung?

 

 

Warum wollen Unternehmen motivierte und zufriedene Mitarbeiter?

 

Die Arbeitsmotivation ist die Grundvoraussetzung der Leistungsbereitschaft eines Mitarbeiters. Sie stellt die Antriebskraft dar, die für produktives Arbeiten notwendig ist. Neben den grundsätzlichen Fähigkeiten einer Person und den technischen Voraussetzungen im Unternehmen beeinflusst sie das Arbeitsergebnis und wirkt sich somit auf die Arbeitsqualität, die Kundenzufriedenheit und die Produktivität aus.[2] Ein weiterer Begriff, der oft in diesem Zusammenhang benutzt wird, ist die Arbeitszufriedenheit. Hierunter wird die Einstellung einer Person zu ihrer Arbeitstätigkeit verstanden.[3] Zufriedene Mitarbeiter wiederrum zeigen mehr Engagement, fehlen seltener, sind hilfsbereiter und zeigen mehr Eigeninitiative.[4]

 

 

Was motiviert Arbeitnehmer?

 

Einer der ersten, der sich die Frage stellte, wie die Motivation von Mitarbeitern gelingen kann war Frederick Herzberg. Nach ihm hängt die Motivation dabei von zwei Faktoren ab: den Hygienefaktoren und den Motivatoren. Die Hygienefaktoren beziehen sich auf das Arbeitsumfeld. Sie liegen außerhalb der eigentlichen Tätigkeit und werden daher auch als extrinsische Faktoren bezeichnet.[5] Dazu zählen beispielsweise die Arbeitsplatzsicherheit, die Arbeitsplatzgestaltung und das Gehalt. Fehlen sie, führt dies zur Unzufriedenheit der Mitarbeiter. Daher werden sie auch als Dissatisfaktoren bezeichnet. Um jedoch einen Mitarbeiter zu motivieren, sind die so genannten Motivatoren (Satisfaktoren) notwendig.[6] Während die Hygienefaktoren sich auf die Umgebung und das Arbeitsumfeld beziehen, sind die Motivatoren Teil der Arbeit selbst (intrinsische Faktoren).[7] Zu den wichtigsten Faktoren zählen Anerkennung für die Arbeit, Verantwortung, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie der Leistungserfolg und der Arbeitsinhalt selbst.[8]

 

Ergebnisse aktueller Studien

 

Um herauszufinden welche Motive die Mitarbeiter antreiben, ist es in der Praxis am einfachsten diese nach ihren Bedürfnissen zu fragen. [9] Eine Studie der Ken Blanchard Companies mit 240 Personen in den USA identifizierte eine entspannte offene Arbeitsatmosphäre als wichtigsten Motivationsfaktor. Gerade die Generation X (Jahrgang 1965-1980) legt Wert auf Anerkennung und Respekt. Für alle Altersgruppen durchweg spielt eine abwechslungsreiche und herausfordernde Arbeit eine entscheidende Rolle.[10] Laut einer Umfrage der Manpower Group in 2015 sehen 65% Arbeitnehmer das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten als wichtigsten Motivationsfaktor an. Auf Platz zwei landete die flexible Arbeitszeitgestaltung, die für immerhin noch die Hälfte aller Befragten wichtig ist, gefolgt von einem guten Verhältnis zu Kollegen auch außerhalb der Arbeitszeit (42%). Daneben nannten noch circa 1/3 der Befragten kostenlose Getränke, eine ansprechende Büro- und Arbeitsraumgestaltung, viel Teamarbeit und die betriebliche Gesundheitsförderung als motivierende Faktoren.[11]

 

Ideen für die Praxis

 

Einige dieser Faktoren lassen sich schwerer beeinflussen als andere. Kostenlose Getränke, kostenloses Essen oder ein neuer Kaffeeautomat sind schnell bereitgestellt. Schwieriger ist hingegen das Verhältnis der Mitarbeiter zu beeinflussen. Um zufriedene Mitarbeiter zu bekommen, ist jedoch der Fokus auf den Arbeitsinhalt unerlässlich. Welche Gestaltungsmöglichkeiten bleiben in der Praxis?

 

  • Anerkennung: Diese kann sowohl als einfaches Lob oder Dankeschön geschehen, aber auch in Form von Belohnungen wie ein Gutschein für ein Eis aber auch bis hin zu einem Ausflug oder einer Reise.[12]
  • Entwicklungsmöglichkeiten: Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben sich fort- und weiterzubilden. Dies kann beispielsweise in Form von Weiterbildungsschulungen geschehen.[13]
  • Kreativität fördern: Die Mitarbeiter sollten ermutigt werden, kreativ zu sein und neue Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln. Es ist wichtig ihnen entsprechenden Freiraum zu gewähren und ihnen die Zeit dafür zu geben an eigenen Projekten zu arbeiten. Google setzt dies um, indem sie ihre Mitarbeiter dazu ermuntern an ihren eigenen Projekten zu arbeiten.[14]
  • Informationen bereitstellen: Mitarbeiter die über die Ziele und das Vorgehen informiert werden, wenden weniger Zeit dafür auf darüber zu rätseln was gerade so vor sich geht und können sich daher besser auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren.[15]
  • Moderne Arbeitsmittel: Um möglichst effektive und motivierte Mitarbeiter zu haben, ist es wichtig ihnen moderne und funktionierende Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Müssen sie mit veralteten oder nicht funktionierenden Arbeitsmitteln wie einem langsamen PC oder kratzender Arbeitskleidung arbeiten, führt dies zu Aggressionen und wirkt sich negativ auf die Leistungsbereitschaft aus.[16]
  • Spaß: Aktivitäten, die Spaß machen wie gemeinsames Klettern oder Rafting führen dazu, dass die Beziehungen zwischen den Mitarbeitern gestärkt werden.[17] Auf diese Weise wird auf das Bedürfnis nach einem guten Verhältnis zu den Kollegen eingegangen.[18]

 

 

Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

Lässt sich daraus schließen, dass in Zukunft auch in Deutschland die Arbeitsplätze entsprechend umgestaltet werden? Eins kann mit Sicherheit behauptet werden, auch hierzulande entwickelt sich die Arbeit weiter. Wurde früher vor allem auf das richtige Licht, auf Ergonomie und auf die richtige Raumtemperatur geachtet[20], gehen viele heute einen Schritt weiter. So gibt es immer mehr Unternehmen die Gleitzeit anbieten, die Möglichkeit zum Home-Office bieten oder eine Kinderbetreuung am Arbeitsplatz bereitstellen. Jedoch ob das ganze so spielerisch wird wie es im Silicon Valley der Fall ist, wird erst die Zukunft zeigen.

 

[1] Vgl. Pro 7 Taff: 2016 (gefunden am 20.06.2017) http://www.prosieben.de/; Pro 7 Galileo: 2014 (gefunden am 20.06.2017) http://www.prosieben.de/

[2] Vgl. Kleinbeck, U./ Kleinbeck T.: 2009, S. 15 ff.

[3] Vgl. Nerdinger, F.W./ Blickle, G./Schaper, N.: 2008, S. 427

[4] Vgl. Kanning, U./ Staufenbiel, T. 2012, S. 229

[5] Vgl. Nerdinger, F.W./ Blickle, G./Schaper, N.: 2008, S. 429 f.

[6] Vgl. Herzberg, F./ Mausner, B /Snyderman, B.B.: 1967, S. 113 ff.; Wirtschaftslexikon24 (gefunden am 3.7.17) http://www.wirtschaftslexikon24.com/)

[7] Vgl. Nerdinger, F.W./ Blickle, G./Schaper, N.: 2008, S. 430

[8] Vgl. Herzberg, F./ Mausner, B /Snyderman, B.B.: 1967, S. 80 f.

[9] Vgl. Comelli, G./ von Rosenstiel, L.: 2009, S. 21

[10] Vgl. Parisi-Carew, E./ Guthrie, L.: 2009, S. 4 ff. (gefunden am 3.7.2017) http://www.kenblanchard.com/

[11] Vgl. Manpower Group (gefunden am 3.7.2017) https://www.manpower.de/

[12] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 44

[13] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 44

[14] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 44

[15] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 44

[16] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 44

[17] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 45

[18] Vgl. Statista: 2016 (gefunden am 3.07. 2017) https://de.statista.com/

[19] Vgl. Clark, R. M.: 2009, S. 43

[20] Vgl. Comelli, G./ von Rosenstiel, L.: 2009, S. 14

Bildnachweis

https://pixabay.com/de

Literaturverzeichnis

Buettner, R. (2010) Zu den Einflussfaktoren der Arbeitsmotivation und -zufriedenheit: Eine empirische Studie zu Herzbergs 2-Faktoren-Theorie. Online verfügbar unter https://www.prof-buettner.com/downloads/Projektbericht_Arbeitszufriedenheitsstudie_Buettner_final.pdf.

Clark, R. M. (2009) Are we having fun yet? Creating a motivating work environment. In: Industrial and Commercial Training 41 (1) S. 43–46.

Comelli, G./ Rosenstiel, L. v. (2009) Führung durch Motivation. Mitarbeiter für Unternehmensziele gewinnen. 4 Ausgabe. München. Franz Vahlen.

Herzberg, F./ Mausner, B./ Snyderman, B. B. (1967) The motivation to work. 2. ed., 6. print. New York u.a.,

Kanning, U. P./ Staufenbiel, T. (2012) Organisationspsychologie. 1. Aufl. Göttingen. Hogrefe Verlag.

Kleinbeck, U./ Kleinbeck, T. (2009) Arbeitsmotivation. Konzepte und Fördermaßnahmen. Lengerich. Pabst Science Publishers.

Manpower Group (2015) Bevölkerungsbefragung Bevölkerungsbefragung Arbeitsmotivation 2015. Zugriff am 3.7.17. Online verfügbar unter https://www.manpower.de/fileadmin/user_upload/MPG_150512_Quick_Survey_Arbeitsmotivation_2015.pdf.

Nerdinger, F. W./ Blickle, G./ Schaper, N. (2008) Arbeits- und Organisationspsychologie. Mit 32 Tabellen ; [Bachelor, Master]. Berlin, Heidelberg. Springer Medizin Verlag Heidelberg.

Parisi-Carew, E./ Guthrie, L. (2009) Creating a Motivating Work Environment. Online verfügbar unter http://www.kenblanchard.com/img/pub/blanchard_creating_a_motivating_work_environment.pdf. Zugriff am 03.07.2017.

Pro 7 Galileo (2014) Hinter den Kulissen von Facebook. Zugriff am 20.06.2017. Online verfügbar unter http://www.prosieben.de/tv/galileo/videos/201432-dienstag-dienstag-hinter-den-kulissen-von-facebook-ganze-folge.

Pro 7 Taff (2016) Arbeiten im Schlaraffenland! So jobbt man im Silicon Valley. Zugriff am 20.06.2017. Online verfügbar unter http://www.prosieben.de/tv/taff/video/20163-arbeiten-im-schlaraffenland-so-jobbt-man-im-silicon-valley-clip.

Statista: Was motiviert Sie persönlich bei der Arbeit. Motivationsfaktoren bei der Arbeit in der Schweiz nach Geschlecht. Zugriff am 03.07.2017. Online verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/547309/umfrage/motivationsfaktoren-bei-der-arbeit-in-der-schweiz-nach-geschlecht/.

Wirtschaftslexikon24. Online verfügbar unter http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/zwei-faktoren-theorie/zwei-faktoren-theorie.htm. Zugriff am 3.7.17.

Teile diesen Artikel