By Published On: 4. November 2017Categories: Pädagogik, Psychologie, Wirtschaft

Es gibt immer wieder Situationen, in denen einem der Gesprächspartner nicht sympathisch ist. Er muss gar nichts Falsches gesagt haben, dennoch bleibt kein positives Gefühl zurück. Woran liegt das? Der Schlüssel liegt in der nonverbalen Kommunikation.[1] Bereits 1967 fand Mehrabian in einer Studie heraus, dass Kommunikation von drei verschiedenen Faktoren beeinflusst wird: Dem Gesagten, dem Tonfall und der nonverbalen Kommunikation. Ob wir jemanden als sympathisch empfinden wird nur zu 7% vom Inhalt der Kommunikation bestimmt. Einen weit größeren Einfluss hat die nonverbale Kommunikation, die mit 93% bestimmt, ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht. Davon fallen 38% auf die Art wie etwas gesagt wird und 55% auf die Mimik.[2] Betont werden muss, dass dieser Zusammenhang sich nur auf die Gefühle und Einstellungen bezieht, die eine Kommunikation hinterlässt.[3]

Kommunikation im Allgemeinen bezeichnet einen Prozess, bei dem Informationen und Ideen zwischen Personen ausgetauscht werden. Dies kann sowohl verbal, also sprachlich, als auch nonverbal geschehen.[4] Manchmal wird die nonverbale Kommunikation auch als averbale, nicht-sprachliche oder nichtlinguistische Kommunikation bezeichnet.[5] Die nonverbale Kommunikation umfasst alle Aspekte der Kommunikation, die nicht über Worte geschieht.[6] Zu den wichtigsten nonverbalen Mitteln zählen Gestik, Mimik, Blickkontakt, die Körperhaltung, Körperbewegungen und der Tonfall.[7]

 

Gestik

Die Gestik beschreibt die „Sprache der Hände“[8]. Jedoch ist Gestik nicht immer eindeutig und kann zu Missverständnissen führen. Beispielsweise wird in vielen Kulturen mit dem „Daumen hoch“ Zeichen etwas Positives ausgedrückt. Es bedeutet so viel wie super oder prima! Ein Australier oder Nigerianer würde jedoch denken, dass er verschwinden soll.[9]

 

Mimik

Die Mimik umfasst alle Ausdrücke, die im Gesicht eines Menschen beobachtet werden können.[10] Sie ist einer der wichtigsten Kommunikationskanäle, da über sie eine große Menge unterschiedlicher Emotionen vermittelt werden kann.[11] Einige dieser Gesichtsausdrücke werden von allen Menschen weltweit gleich interpretiert. Dies sind die Basisemotionen,[12] zu denen nach Ekman Freude, Überraschung, Furcht, Trauer, Zorn, Verachtung und Ekel zählt.[13]

 

Blickkontakt oder Blickverhalten

Es wird betrachtet wohin jemand schaut, wie lange und ob sich die Pupillen dabei erweitern. Dies wird dann als Ausmaß der Aufmerksamkeit und des Interesses der Person herangezogen. Das Suchen von Blickkontakt führt dazu, dass der Sender als zuverlässig und glaubwürdig wahrgenommen wird.[14]

 

Körperhaltung

Auch bei der Körperhaltung können kulturelle Unterschiede beobachtet werden. So ist es in der westlichen Welt üblich auf Möbeln und nicht auf dem Boden zu sitzen.[15] Je nach Situation gilt es als angemessen eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen. Bei einem Vortrag ist dies eine andere als bei einem Abendessen. Hält sich jemand nicht daran, kann dies zur Ablehnung durch die Kommunikationspartner führen.[16]

 

Funktionen nonverbaler Kommunikation

Nonverbale Kommunikation spielt in jeder Kommunikation eine Rolle. Egal ob wir wollen oder nicht, wir senden ständig nonverbale Signale aus. Diese Signale können das was wir sagen unterstützen, aber auch diesem entgegenstehen. Manchmal findet Kommunikation aber auch ausschließlich auf nonverbaler Ebene statt.[17] Über die nonverbale Kommunikation werden unsere Emotionen für andere sichtbar und ein Teil der Persönlichkeit preisgegeben.[18] Wie auch bei sprachlicher Kommunikation, findet nonverbale Kommunikation nicht immer bewusst statt. Sie kann sowohl kontrolliert eingesetzt werden, wie es oft bei Rednern zu sehen ist, aber auch unbewusst genutzt werden, wenn uns jemand unsympathisch ist und sich das ohne dass wir es merken auf unseren Tonfall auswirkt.[19] Um jedoch erfolgreich zu kommunizieren ist es wichtig sich seiner nonverbalen Signale bewusst zu sein. Gerade für einen guten ersten Eindruck ist dies wichtig, denn für diesen hat man meist nur wenige Millisekunden Zeit.[20] Er basiert vor allem auf nonverbalen Hinweisreizen. Diesen zu revidieren kann Monate dauern.[21]

 

Nonverbale Kommunikation am Arbeitsplatz

Auch am Arbeitsplatz spielt nonverbale Kommunikation eine entscheidende Rolle. In vielen Kulturen ist es üblich sich zur Begrüßung die Hand zu geben.[22] Jedoch gibt es einige Regeln zu beachten, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Der Handschlag sollte weder zu leicht, noch zu stark sein.[23] Es ist wichtig solche Regeln einzuhalten und darauf zu achten. Durch eine gute nonverbale Kommunikation ist es möglich eine gute Beziehung zu seinem Gegenüber herzustellen. Misslingt dies, kann dadurch die Beziehung nachhaltig gestört werden. An jeder Kommunikation sind mindestens ein Sender und ein Empfänger beteiligt. Sind sich die Gesprächspartner ihrer nonverbalen Kommunikation nicht bewusst und werden sie unterschiedlich von Empfänger und Sender interpretiert und eingesetzt, kann dies zu Missverständnissen und zwischenmenschlichen Problemen führen.[24] Schwierigkeiten treten in der Arbeitswelt vor allem aufgrund kultureller Unterschiede, Vorurteilen und schlechter nonverbaler Kommunikation auf.[25]

 

Konsequenzen für die Praxis

Betrachtet man, wie stark unser erster Eindruck einer Person, unsere Sympathie und Gefühle von nonverbalen Signalen beeinflusst werden, erscheint es als unumgänglich in Zukunft vermehrt auch Schulungen für nonverbale Kommunikation anzubieten und ein Bewusstsein für die Wirkung der eigenen Gestik, Mimik und Körperhaltung zu schaffen. Gerade im Hinblick auf die Globalisierung und die damit einhergehende internationale Zusammenarbeit, ist es wichtig auf kulturelle Unterschiede hinzuweisen. Das Wissen über nonverbale Kommunikation kann jedoch nicht nur im Beruf hilfreich sein, sondern auch im Privaten helfen erfolgreich zu kommunizieren und somit Missverständnissen vorzubeugen. Daher sollte es im Interesse jedes Einzelnen liegen ein Bewusstsein für die eigenen nonverbalen Signale zu schaffen.

 

[1] Vgl. Mehrarbian, A.: 1971, S. IIII

[2] Vgl. Mehrarbian, A.: 2009, S. 182

[3] Vgl. Mehrarbian, A.: 1981, o.S. (gefunden am 11.06.2017) http://www.kaaj.com/psych/smorder.html

[4] Vgl. Phutela, D.: 2015, S. 43

[5] Vgl. Jonke, R.: o.J., S. 1

[6] Vgl. Knapp, M.L. et al.: 2014: S. 8 und S. 27

[7] Vgl. Aronson, E. et al.: 2014, S. 104

[8] Birkenbihl, V. F.: 2007, S. 120

[9] Vgl. Matschnig, M.: 2012, S.127 f.

[10] Vgl. Birkenbihl, V. F.: 2007, S. 44

[11] Vgl. Aronson, E. et al.: 2014, S. 105

[12] Vgl. Aronson, E. et al.: 2014, S. 106 f.

[13] Vgl. Ekman, P./ Friesen, W.V.: 1986, S. 164 ff.

[14] Vgl. Argyle, M.: 2013, S. 194 ff.

[15] Vgl. Argyle, M.: 2013, S. 255

[16] Vgl. Argyle, M.: 2013, S. 257

[17] Vgl. Phutela, D.: 2015, S. 45

[18] Vgl. Aronson, E. et al.: 2014, S. 104

[19] Vgl. Knapp, M.L. et al.: 2014: S. 10

[20] Vgl. Willis, J. Todorov, A.: 2006, S. 592 ff.

[21] Vgl. Prabhu, T.:2010, S. 83

[22] Vgl. Emrich, C.: 2007, S. 142

[23] Vgl. Phutela, D.: 2015, S. 46

[24] Vgl. Phutela, D.: 2015, S. 46

[25] Vgl. Phutela, D.: 2015, S. 47

 

Bildernachweis

https://pixabay.com/de/m%C3%A4nner-silhouette-krawatte-102441/

https://pixabay.com/de/kaufmann-daumen-hoch-erfolg-hand-2056022/

https://pixabay.com/de/mann-m%C3%A4nnlich-w%C3%BCtend-gesicht-921004/

https://pixabay.com/de/m%C3%A4dchen-computer-heft-1064659/

https://pixabay.com/de/h%C3%A4ndedruck-handschlag-h%C3%A4ndesch%C3%BCtteln-220233/

Literaturverzeichnis

Argyle, M. (2013) Körpersprache Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. 1. Aufl. s.l. Junfermann.

Aronson, E./ Wilson, T. D./ Akert, R. M. (2014) Sozialpsychologie. 8., aktualisierte Aufl. Hallbergmoos. Pearson.

Birkenbihl, V. F. (2007) Signale des Körpers. Körpersprache verstehen. 20. Auflage. München. mvg-Verl.

Ekman, P./ Friesen, W. V. (1986) A New Pan-Cultural Facial Expression Of Emotion. In: Motivation and Emotion 10 (2). S. 159–168.

Guerrero, L. K./ Floyd, K. (2006) Nonverbal communication in close relationships. Mahwah, N.J. Lawrence Erlbaum Associates.

Atkinson, R. L./ Grabowski, J./ Hilgard, E. R. (Hg.) (2001) Hilgards Einführung in die Psychologie. Heidelberg. Spektrum Akademie Verlag.

Jonke, R. Nonverbale Kommunikation / Körpersprache. Online verfügbar unter http://homepage.univie.ac.at/margarete.halmetschlager/LVX/texte/jonke_materialien_WS06.pdf.

Knapp, M. L. (2014) Nonverbal communication in human interaction. 8th ed. Boston, MA. Wadsworth Cengage Learning.

Matschnig, M. (2012) Körpersprache im Beruf. Wie Sie andere überzeugen und begeistern. 2. Auflage. München. Gräfe und Unzer.

Mehrabian, A. (1971) Silent messages. Belmont, California. Wadsworth.

Mehrabian, A. (1981), 1981. Online verfügbar unter http://www.kaaj.com/psych/smorder.html. Zugriff am 11.06.2017.

Mehrabian, A. (2009) Nonverbal communication. 3. paperback print. New Brunswick, London. Aldine Transaction.

Pease, A./ Pease, B. (2016) Die kalte Schulter und der warme Händedruck. Ganz natürliche Erklärungen für die geheime Sprache unserer Körper. Berlin. Ullstein eBooks.

Phutela, D. (2015) The importance of non-verbal communication. In: The IUP journal of soft skills : IJSS 9 (4). S. 43–49.

Prahbu, T. (2010) Proxemics: Some Challenges and Strategies in Nonverbal Communication. In: The IUP journal of soft skills 4 (3). S. 7–14.

Schmalt, H.-D./ Langens, T. A. (2009) Motivation. 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart. Kohlhammer

Willis, J./ Todorov, A. (2006) First Impressions. Making Up Your Mind After a 100-Ms Exposure to a Face. In: PSYCHOLOGICAL SCIENCE 17 (7). S. 592–598.

 

 

 

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