By Published On: 9. August 2017Categories: Psychologie, Wirtschaft

Betreiben Sie Ausdauersport? Gehen Sie bei schönem Wetter gerne mal eine Runde Joggen? Wie motivieren Sie sich dabei selbst?

Vielleicht fühlt sich der ein oder andere bei diesen Fragestellungen durchaus angesprochen. Haben Sie selbst bereits die Erfahrung gemacht, dass die Luft während der Laufrunde einfach ausgeht? Man ist erschöpft, atmet schwer und hat das Gefühl, den Lauf abbrechen zu müssen, da die Kräfte schwinden – wie wirkt man diesem Zustand am besten entgegen? Wie kann man sich in solchen Situationen selbst motivieren und dadurch die Leistung steigern? Kann Musik hierbei eine wirkungsvolle Hilfe sein?

Zu Beginn sollen zwei Schlüsselbegriffe definiert werden, die innerhalb dieses Beitrags eine erhebliche Rolle spielen.

 Was ist Motivation?

Motivation wird im Allgemeinen als eine Größe beschrieben, die in der Stärke variabel ist. Es gibt also beispielsweise sowohl hoch motivierte, als auch wenig oder nicht motivierte Sportler. Motivation liegt folglich dann vor, wenn ein Mensch ein klares Ziel vor Augen hat, für dessen Erreichen er hohe Anstrengung aufbringt. Er lässt sich nicht davon abbringen, bleibt konzentriert und ohne Ablenkung bei der Sache. Motivation ist als Gegenstand nicht existent, sie ist vielmehr ein gedankliches Konstrukt, das über diverse Anzeichen erschlossen werden kann.[1] Motivation entsteht dann, wenn situative Anreize und Motive zusammenwirken. Umweltgegebenheiten werden also durch die Motive in Bezug auf Ihre Bedeutung bewertet und erhalten so einen Aufforderungscharakter. Dieser motiviert schließlich zum Handeln und trägt zur Zielerreichung bei.[2]

 Was ist ein Ziel?

Es existieren zahlreiche Zieltheorien. Grundsätzlich werden Ziele aber als Veranlasser angesehen, da diese im Bewusstsein aufschlagen und somit vor der Realisierung einer Handlung gesetzt werden. Wenn sich die Zielerreichung dann nicht automatisch ergibt, muss die Realisierung kontrolliert und gesteuert werden. Ziele werden insgesamt mit höherer Wahrscheinlichkeit in Handlungen umgesetzt, wenn sie hinsichtlich Ort und Zeit der notwendigen Handlung sehr genau definiert sind. Außerdem spielt die Wichtigkeit der Ziele eine sehr große Rolle und das Maß des Vertrauens in die eigene Wirksamkeit ist ebenso entscheidend. Schließlich wird ein Ziel eher umgesetzt, wenn es selbstbestimmt ist und nicht von einer anderen Person angewiesen wurde.[3]

Nach diesen kurzen theoretischen Erläuterungen soll nun zur zentralen Fragestellung dieses Beitrags übergegangen werden:

Lässt Musik beim Joggen die Motivation steigen und trägt somit zur Zielerreichung bei?

Tatsächlich gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen und Studien in diesem Bereich und die Resonanz ist eindeutig. Musik kann tatsächlich hilfreich sein beim Training. Dies zeigt beispielsweise eine Studie von kanadischen Forschern. Hier wurden mittelmäßige Sportler ohne Erfahrungen im Intervalltraining untersucht. Es zeigten sich mit Musik deutlich bessere Leistungen als ohne Musik. Ein wichtiger Punkt dabei ist allerdings, dass sich die Sportler die Musik selbst aussuchen dürfen. Die Lieblingsmusik spielt hier also auch eine Rolle und ist deutlich wirksamer und zielführender. Worauf die Leistungssteigerung durch Musik nun tatsächlich beruht, ist noch nicht eindeutig klar. Tatsache aber ist, dass die Musik gute Laune verschafft und Schmerzen verringert. Es existieren allerdings einige Einflussfaktoren, die nachgewiesen eine Rolle im Zielerreichungsprozess spielen.

Der Rhythmus macht den Erfolg

Eine kanadische Studie zeigte, dass der Rhythmus eines Liedes wesentlich ist. Der Leistungszuwachs ist also höher, wenn der Takt und die Bewegung synchron sind – auf jeden Takt fällt also idealerweise ein Schritt. Sobald der Takt der Musik niedriger frequentiert ist als die Bewegung, bleibt der Leistungszuwachs aus.

 Die Geschwindigkeit zählt

Alltagsbewegungen werden häufig mit etwa zwei Schwingungen pro Sekunde durchgeführt und sind weitestgehend unabhängig vom Puls. Im Gegensatz dazu beginnt der Herzschlag bei höheren Belastungen, sich mit dem Rhythmus der Bewegungen zu synchronisieren. Das heißt, dass sich die Schrittfrequenz, die Atmung und der Puls auf 2,5 bis 3 Hertz einschwingt, was in etwa 150 bis 180 Beats pro Minute entspricht. Es ist bewiesen, dass eine niedrigere Beatanzahl pro Minute den Sportler während seines Laufs ausbremst.

Die richtige Dichte macht´s

Eine Ausnahme des vorhergegangenen Punkts stellt die Dichte der Musik dar. Beispielsweise auch langsamere Musik mit überlagerten Rhythmen kann eine Pulserhöhung bewirken und somit die Leistung und Motivation wiederum steigern. Der Grundbeat ist hierbei nicht entscheidend, vielmehr relevant ist in diesem Fall die rhythmische Dichte mit aggressiven Tempo-Überlagerungen.[4]

 Kritische Diskussion und Zusammenfassung

Schließlich wird im Folgenden die oben dargestellte Theorie von der Autorin noch kurz kritisch hinterfragt und zusammengefasst. Fakt ist, dass Musik dazu beitragen kann, die Motivation zu steigern. Auch die Autorin hat diese Erfahrung selbst gemacht und kann die Tatsache für Ihre Person durchaus bestätigen. Maßgebend ist dabei, dass die Geschwindigkeit, der Rhythmus und die Dichte der Musik auch dazu geeignet sind, die Motivation innerhalb eines Laufs zu steigern. Vorstellbar ist natürlich auch, dass falsch gewählte Musik die Motivation noch sinken lässt und nicht zur Zielerreichung beiträgt. Außerdem muss man auch noch weitere Einflussfaktoren beachten. Die Annahme, dass man ab sofort mit Musik in den Ohren joggen geht und alle Ziele, die man sich setzt, erreicht, ist falsch. Selbstverständlich muss vorerst die Kondition aufgebaut werden, nach und nach können dann die Anforderungen gesteigert werden. Außerdem zu beachten ist die jeweilige Tagesform der Person. Es gibt durchaus Tage, an denen man körperlich nicht die erwartete Leistung bringen kann und somit auch mit Musik sein Ziel nicht erreicht.

Die Musik beim Sport ist kein Garant oder Schlüssel zum Erfolg. Letztendlich ist es aber durchaus ratsam, das Joggen mit Musik zu testen, um gegebenenfalls eine Leistungssteigerung zu erzielen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – oder besser gesagt: wer nicht hört, der nicht gewinnt!

 

 

Fußnoten

[1] Vgl. Rheinberg / Vollmeyer (2012), S.14

[2] Vgl. Schneider / Schmalt (2000), S.34f.

[3] Vgl. Schneider / Schmalt (2000), S.30f.

[4] Vgl. Mertin (14.07.2017), http://www.spiegel.de

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

Mertin, A. (2015): Das beste Training gibt’s bei 160 Beats pro Minute, URL: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/musik-zum-joggen-kann-die-leist ung-wirklich-gesteigert-werden-a-1018444.html (14.07.2017).

Rheinberg, F. & Vollmeyer, R. (2012), Motivation, 6. Aufl., Stuttgart.

Schneider, K. & Schmalt, H.-D. (2000), Motivation, 3. Aufl., Stuttgart.

Beitragsbild: WiPub Standardgrafik, running-573762_1280 pixabay CC0, https://www.wipub.net/wp-content/uploads/2016/01/running-573762_1280-pixabay-CC0.jpg

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