By Published On: 17. August 2017Categories: Psychologie, Wirtschaft

Wie leben Unternehmen heutzutage die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung? Mit dem Beitrag „Was ist eigentlich CSR? Schönfärberei oder ein Beitrag zum Unternehmenserfolg?“ wurde der theoretische Ansatz von Corporate Social Responsibility – kurz CSR – anhand der CSR-Pyramide von Carroll sowie anhand der Definition der Europäischen Kommission erläutert und der Nutzen für Unternehmen herausgearbeitet. Doch wie kann ganz konkret eine Umsetzung erfolgen?

Bis heute gibt es keine einheitliche Definition für CSR. Es fehlen sowohl explizite Handlungsanweisungen als auch die Zuweisung konkreter Verantwortlichkeiten. Es ist nirgendwo verankert, „[…] für was und wen und wem gegenüber Unternehmen Verantwortung haben […].“[1] Demnach liegt es ganz im Ermessen der Unternehmen, wie sie CSR umsetzen. Der Gestaltungsrahmen von CSR kann je nach Branche und Unternehmensgröße sehr unterschiedlich sein. Nur eines ist sicher: CSR muss einen klaren Bezug zum Kerngeschäft haben und darf nicht als Zusatzleistung betrachtet werden, denn letztendlich ist der ökonomische Erfolg Voraussetzung für die dauerhafte Existenz des Unternehmens und ermöglicht Verantwortungsübernahme in den beiden weiteren Handlungsfeldern Soziales und Ökologie.

 

Und wie sieht dieser Beitrag konkret aus?

Beispiele aus der Wirtschaft von Unternehmen, bei denen CSR Teil ihrer Unternehmensstrategie ist, sollen verdeutlich, wie sich CSR konkret in den Handlungsfeldern Ökonomie, Soziales und Ökologie umsetzen lässt.


Ökonomische Verantwortung

Hier steht das ureigene Kerngeschäft entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Fokus. Es geht um ethisches Geschäftsgebaren, Transparenz und die Verankerung von Kontrollmechanismen. Aspekte, die seit der Finanzkrise 2007 einmal mehr von kritischen Investoren, Anteilseignern, Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten eingefordert werden und nicht zuletzt ganz aktuell durch den  Diesel-Skandal erneut Aufwind erhalten. So hat beispielsweise die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG als ein Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche, das besonderen berufsspezifischen Anforderungen unterliegt, auf Integrität und Qualität fokussierende CSR-Maßnahmen etabliert. Dies sind z. B.:

  • ein global einheitlicher Verhaltenskodex, der die ethischen Verhaltensgrundlagen des Unternehmens definiert
  • obligatorische Antikorruptionstrainings, die von allen fachlichen Mitarbeitern mit Kundenkontakt alle zwei Jahre zu absolvieren sind
  • sowie eine Whistle-blowing Hotline, bei der Mitarbeiter, Kunden, Subunternehmer oder Lieferanten illegales, unethisches oder unzulässiges Handeln anzeigen können.[2]

Ökonomische Verantwortung erstreckt sich aber auch auf ökologisch und sozial „saubere“ Lieferketten, die Kunden immer mehr einfordern. Themen wie Menschenrechte, Sozial- und Arbeitsstandards und Kinderarbeit stehen hier im Fokus. Für den Obst- und Gemüseanbieter SanLucar Fruit S.L., der weltweit in vielen Anbaugebieten agiert, sind Sicherheit und Fairness für alle Mitarbeiter ein wesentliches Element der Unternehmensverantwortung. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Prozesskette, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit, Gleichberechtigung und Vielfaltsmanagement,  Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien.[3]

 

Soziale Verantwortung

Die soziale Verantwortung von Unternehmen richtet sich einerseits nach innen an die Mitarbeiter. Gut ausgebildetes und leistungsfähiges Personal sichert den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Zentrale Themen, denen sich sozial verantwortungsvolle Unternehmen widmen, sind z. B. Work-Life-Balance, lebenslanges Lernen, Diversity, Vergütung sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz. Faktoren, die sich auf die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten auszahlen und nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung den Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte schärfer werden lassen und diese gleichzeitig anspruchsvoller werden. Einer Befragung der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ wünschen sich z. B. 81 % der Beschäftigten flexible Arbeitszeitmodelle.[4] So hat die Firma Halloren Schokoladenfabrik AG eine Reihe von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie etabliert und wurde für seine nachhaltige und bewusste Familienpolitik im Unternehmen im Jahr 2013 durch die Organisation „berufundfamilie“ auditiert. Maßnahmen sind z. B.:

  • Flexible Arbeitszeitmodelle wie Home Office, Teilzeit und Jobsharing
  • Verbesserte Kernarbeitszeiten in der Verwaltung
  • Kinderferienbetreuung in Zusammenarbeit mit benachbarten Unternehmen
  • sowie Maßnahmen in den Bereichen Antidiskriminierung, Arbeitsplatzsicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsmanagement.[5]

Anderseits geht es aber auch darum, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und z. B. gemeinnützige Projekte fördern. Unternehmen sind auf vielfältige Weise mit ihrem Umfeld verflochten, sie sind Arbeitgeber und Ausbilder. Letztendlich ist ein langfristiger wirtschaftlicher Erfolg nur in einem funktionierenden Gemeinwesen möglich. Die soziale Verantwortung außerhalb des Unternehmens wird deshalb oftmals in Form von Kooperationsbeziehungen mit Akteuren aus dem Gemeinwesen wahrgenommen und zwar nicht nur in Form von Unternehmensspenden und Sponsorings. Statt finanzieller Mittel engagieren sich Unternehmen häufig auch mit ihren Ressourcen – sei es in Form von ehrenamtlichem Engagement von Beschäftigten (Corporate Volunteering), mit Know-How (Kompetenzspende), mit Sachmitteln oder der Unternehmenslogistik.

Die Deutsche Bank unterstützt beispielsweise das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter. Diese können z. B. in Mentoring-Programmen ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben oder können im Rahmen von „Social Days“ durch bezahlte Freistellung gemeinnützige Projekte unterstützen. Durch den persönlichen Einsatz des Einzelnen wird gesellschaftliches Engagement zum integralen Bestandteil der Firmenkultur.[6]

 

Ökologische Verantwortung

Umweltschutz ist aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Für Verbraucher  werden umweltfreundliche Produkte immer wichtiger, von Unternehmen werden umweltfreundliche Lieferketten verlangt. Verantwortliches Handeln gegenüber der Umwelt zeigen Unternehmen, indem sie sich Themen wie Klimaschutz, Ressourcenverbrauch und -effizienz, Umweltauswirkungen am Standort oder CO2-Emissionen durch Dienstreisen stellen. KPMG hat bewiesen, wie sich schon mit einfachen Maßnahmen viel erreichen lässt: das Unternehmen hat alle Drucker auf doppelseitigen Schwarz-weiß-Druck umgestellt und konnte dadurch den Verbrauch um 16% reduzieren. Moderne Video- und Telefonkonferenzsysteme werden für Meetings eingesetzt, die somit umweltfreundlicher und gleichzeitig wesentlich zeit- und kostensparender abgehalten werden.[7]

 

Fazit

Das bis heute unpräzise Verständnis von CSR macht es Unternehmen nicht leicht, die Thematik zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu implementieren. Gleichzeitig ist diese Uneinheitlichkeit und Vielfalt aber auch faszinierend und bietet ein breites Ausgestaltungsfeld. Auch wenn mit der Etablierung von Maßnahmen zunächst Kosten verbunden sind, bietet CSR einen vielfältigen Nutzen für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sowie der Nachwuchsgewinnung, die sich am Ende auszahlt. Deshalb sollten sich Unternehmen nicht scheuen, einen strategischen CSR-Ansatz mit entsprechenden Maßnahmen auf Unternehmensebene zu etablieren.

 

Abbildungsverzeichnis:

Beitragsbild: Claudia Frenzel

Quellenverzeichnis:

[1] Curbach, J.: 2009, S. 25

[2] Vgl. KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (13.08.2017), www.kpmg.de.

[3] Vgl. SanLucar Fruit S.L. (14.08.2017), www.sanlucar.com.

[4] Vgl. Initiative Neue Qualität der Arbeit (14.08.2017), www.inqa.de.

[5] Vgl. Halloren Schokoladenfabrik AG (14.08.2017), www.halloren.de

[6] Vgl. Deutsche Bank AG (14.08.2017), www.db.com.

[7] Vgl. KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (14.08.2017), www.kpmg.de.

 

Literaturverzeichnis:

Curbach, Janina: Die Corporate-Social-Responsibility-Bewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden. 2009

Nelius, C./Dresewski, F.: Verantwortliche Unternehmensführung. Bundesinitiative Partner der Jugend. Berlin. 2014

 

Internetquellen:

Deutsche Bank AG: Mitarbeiterengagement: Plus YOU. URL: https://www.db.com/cr/de/mitarbeiter/mitarbeiterengagement.htm (14.08.2017)

Halloren Schokoladenfabrik AG: Nachhaltigkeitsbericht 2015. URL: https://www.halloren.de/upload/Nachhaltigkeitsbericht_2018.pdf (14.08.2017)

Initiative Neue Qualität der Arbeit: Was ist gute Arbeit? Das erwarten Erwerbstätige von ihrem Arbeitsplatz. 2008. URL: http://www.inqa.de/SharedDocs/PDFs/DE/Publikationen/was-ist-gute-arbeit-kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile (14.08.2017)

KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: Nachhaltigkeitsbericht 2016. URL: https://assets.kpmg.com/content/dam/kpmg/de/pdf/Themen/2017/kpmg-nachhaltigkeitsbericht-2016.pdf (13.08.2017)

SanLucar Fruit S.L.: Home / d.r.e.a.m.s. / Verantwortung. URL: https://www.sanlucar.com/dreams/verantwortung/ (14.08.2017)

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